61. Sternsingeraktion wird in Altötting eröffnet

Für Kinder in Peru

Die Kronen aufgesetzt, den Stab mit dem Stern in die Hand genommen und das Weihrauchfass geschwungen – nach Weihnachten ziehen die Sternsinger wieder durchs Land. Erstmals wird die Aktion in Altötting eröffnet.

Sternsinger auf dem Weg von Haus zu Haus / © Carsten Rehder (dpa)
Sternsinger auf dem Weg von Haus zu Haus / © Carsten Rehder ( dpa )

Zwei Päpste waren in den vergangenen Jahrzehnten zu Gast in Altötting. Nun hat sich für den 28. Dezember royaler Besuch angekündigt. Aus ganz Deutschland werden Hunderte von kleinen Königinnen und Königen erwartet. Denn erstmals findet die Eröffnung der Sternsingeraktion, die vom Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend getragen wird, in dem oberbayerischen Marienwallfahrtsort statt.

Der Passauer Bischof Stefan Oster feiert mit den Sternsingern einen Wortgottesdienst in der Basilika Sankt Anna und entsendet sie danach in die Welt.

Im Fokus: Kinder mit Behinderung

Die größte Solidaritätsaktion von Kindern für Kinder steht dieses Mal unter dem Motto "Segen bringen, Segen sein. Wir gehören zusammen - Peru und weltweit". Bundesweit werden rund um den 6. Januar 2019 wieder rund 300.000 Mädchen und Jungen von Tür zu Tür gehen, um ihren Segen in die Häuser der Menschen zu bringen und um Spenden für ihre Altersgenossen in Not zu erbitten.

Seit dem Start der Aktion 1959 konnte bisher über eine Milliarde Euro gesammelt werden. Mehr als 73.000 Projekte und Hilfsprogramme für Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa wurden so gefördert.

Beispielland ist 2019 das südamerikanische Peru. Besonders im Fokus stehen Kinder, die dort und anderswo mit einer Behinderung zurecht kommen müssen. Auf dem Poster zur Aktion ist die achtjährige Angeles mit zwei Freundinnen zu sehen.

In ihren weißen Blusen und rotkarierten Röcken spielen die dunkelhaarigen Mädchen mit ihren Händen ein Klatschspiel. Sie lachen und freuen sich. Dabei tritt ganz in den Hintergrund, dass Angeles im Rollstuhl sitzt.

Täglich trägt ihre Mutter sie die Stufen hinunter

Seit der Geburt hat das Mädchen eine Muskelschwäche. Es kann nicht laufen. Manchmal ist Angeles traurig, denn immer braucht sie Hilfe, wenn sie wohin möchte. Das Haus der Familie liegt ausgerechnet auf einem steilen Hang.

Jeden Tag trägt die Mutter ihre Tochter die vielen wackeligen Stufen hinunter und wieder hinauf. Wo keine Treppen sind, benutzen sie einen alten Kinderbuggy. Umziehen wäre zwar eine schöne Sache, kommt aber nicht in Frage, weil sich die das Familie nicht leisten kann.

Gut, dass es Yancana Huasy, das Zentrum für Kinder mit Behinderungen, gibt. Die Einrichtung liegt in einem armen Viertel der peruanischen Hauptstadt Lima und betreut täglich über 1.000 Kinder sowie ihre Familien. Dort erhält auch Angeles physiotherapeutische Behandlungen, damit ihre Muskeln gestärkt werden.

Und noch etwas haben die Mitarbeiter des Zentrums erreicht: Sie organisierten ihr einen Rollstuhl, damit Angeles wie alle Kinder eine ganz normale Schule besuchen kann, in der auch die Lehrer wissen, wie sie mit behinderten Schülern umzugehen haben.

"Inklusion" heißt das Zauberwort

Kinder mit Behinderung haben es im Alltag nicht leicht. Die Probleme liegen im Umfeld und in der Umgebung. "Behindert ist man nicht - behindert wird man!", lautet der mahnende Aufruf im Spezial-Heft zur Sternsingeraktion. "Inklusion" heißt das Zauberwort.

Bei vielen Sternsingergruppen ist dieses längst kein Fremdwort mehr. Julia (13) aus Heidelberg etwa lernt zwar, weil sie das Down-Syndrom hat, langsamer als ihre gesunden Altersgenossen. Aber seit ihrer Erstkommunion ist sie jedes Jahr als Sternenträgerin dabei, "weil es einfach Spaß macht". Für die anderen ist das kein Problem. "Julia hat einen tollen Humor. Man kann mit ihr gut lachen", sagen sie.

Auch der zehnjährige Fabian aus Marktl am Inn ist begeisterter Sternsinger. "Wir sind eine ganz normale Familie", betont er. Doch weil sie alle kleinwüchsig seien, musste halt sein königlicher Umhang gekürzt werden. Und weil es schwierig ist, mit seinen kurzen Beinen längere Strecken zu gehen, ist er in einem Gebiet eingeteilt worden, "wo die einzelnen Häuser und Höfe nur mit dem Auto zu erreichen sind".

Die Heiligen Drei Könige sollen einst mit Kamelen unterwegs gewesen sein; tatsächlich waren bei der Sternsinger-Eröffnung 2004 in Lindau schon mal echte dabei. In Peru sind deren Verwandte die Lamas zu Hause. Mal sehen, ob sich eines auch nach Altötting verirrt. Immerhin gilt das Lama als trendige Weihnachtsdeko 2019.

Von Barbara Just


Sternsinger / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Sternsinger / © Elisabeth Schomaker ( KNA )

Sternsinger in Bonn / © Harald Oppitz (KNA)
Sternsinger in Bonn / © Harald Oppitz ( KNA )

Spende für die Sternsinger / © Melanie Pies (KNA)
Spende für die Sternsinger / © Melanie Pies ( KNA )
Quelle:
KNA
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