Bistum dementiert Wissen um Lösegeldzahlung für Stiftskreuz

"Waren nicht informiert"

Über die Zahlung eines Lösegeldes für das gestohlene Borghorster Stiftskreuz hat das Bistum Münster nach eigenen Angaben nichts gewusst. Die Versicherung habe die Diözese über dieses Vorgehen nicht informiert.

Borghorster Stiftskreuz / © Caroline Seidel (dpa)
Borghorster Stiftskreuz / © Caroline Seidel ( dpa )

Das sagte Bistumssprecher Stephan Kronenburg am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Mit der Zahlung der 100.000 Euro zur Rückerlangung des Kreuzes habe das Bistum nichts zu tun.

Der Anwalt der Diözese, Jürgen Römer, hatte im Prozess gegen den mutmaßlichen Auftraggeber des Diebstahls am Dienstag in Münster erklärt, am 14. Februar in Bremen 100.000 Euro an den Anwalt des Angeklagten überbracht zu haben. Dieser habe das Geld an einen Mann weitergegeben und im Gegenzug das Stiftskreuz zurückerhalten. Dagegen hatte Römer bei der Präsentation des wiedererlangten Kreuzes vor der Presse am 17. Februar in Münster erklärt, es sei kein Lösegeld geflossen.

Anweisung der Versicherung

Römer sagte dem WDR-Fernsehen: "Wir sind von der Versicherung angewiesen worden, zunächst dazu keine Angaben zu machen beziehungsweise zu sagen, dass keine Gelder geflossen sind." So habe man Nachahmer und Trittbrettfahrer fernhalten wollen. Es habe nicht der Eindruck entstehen sollen, dass Kriminelle Diebesgut aus Kirchen "nachher auch noch an die Kirche zurückverkaufen können".

Der Sprecher der Versicherung Provinzial Rheinland, Christoph Hartmann teilte dem Online-Magazin "Kirche-und-Leben.de" mit, die Versicherung habe die 100.000 Euro zur Wiederbeschaffung ausgelobt, da zu befürchten gewesen sei, dass das Kreuz ins Ausland gebracht werde und unwiederbringlich verloren gehe. Als sich Hinweise verdichtet hätten, das Kreuz könne zurückgegeben werden, sei die Übergabe organisiert worden, so Hartmann. Nachdem ein Kunstsachverständiger "Echtheit und Unversehrtheit des Kreuzes bestätigt" habe, sei das Geld über einen Anwalt an einen Unbekannten gezahlt worden. Bedingung sei unter anderem gewesen, dass der Überbringer des Kreuzes unerkannt bleibe.

Diebstahl im Jahr 2013

Das Borghorster Stiftskreuz, eine kunstvolle Goldschmiedearbeit aus dem 11. Jahrhundert, war im Oktober 2013 aus der Nikomedes-Kirche im münsterländischen Steinfurt-Borghorst gestohlen worden. Mitte Februar konnte das auf mehrere Millionen Euro geschätzte Kunstwerk wiederbeschafft werden.

Die drei Diebe waren im Oktober 2015 zu Freiheitsstrafen von viereinhalb und fünf Jahren verurteilt worden. Derzeit steht der mutmaßliche Auftraggeber vor Gericht. Dem 42-Jährigen wird eine "mittäterschaftliche Beteiligung" zur Last gelegt. Er war im September 2016 festgenommen und nach Vermittlung der Rückgabe des Kreuzes im Februar aus der Untersuchungshaft entlassen worden.


Quelle:
KNA