Weihbischof Boom zu "Amoris laetitia"

"Frage der Herzensbildung"

Der Würzburger Weihbischof Ulrich Boom hat überraschenderweise ein Wort der deutschen Bischöfe zum päpstlichen Schreiben "Amoris laetitia" in Aussicht gestellt. Darin würden sie Papst Franziskus jedoch nicht kommentieren.

Deutsche Bischöfe beim Gebet / © Arne Dedert (dpa)
Deutsche Bischöfe beim Gebet / © Arne Dedert ( dpa )

Es gehöre sich nicht, den Papst zu kommentieren, betonte Weihbischof Ulrich Boom am Freitagabend in Würzburg vor der Herbstvollversammlung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern. Es werde aber ein "Wort der Ermutigung von Gemeinden und Priestern geben, die eigene Verantwortung wahrzunehmen", sagte Boom mit Blick auf den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen.

Kürzlich hatten vier Kardinäle, darunter auch der frühere Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner und der deutsche Kardinal Walter Brandmüller, von Papst Franziskus in einem Brief mehr Klarheit über den kirchlichen Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen gefordert. In der Öffentlichkeit besonders beachtet wird die Frage, ob wiederverheiratete Geschiedene unter bestimmten Umständen wieder zum Empfang der Kommunion zugelassen werden können.

Boom sagte zu dem Problem, er persönlich würde sich wünschen, "dass Priester in unseren Gemeinden ein barmherziges Ohr und ein barmherziges Auge haben". Dies sei auch eine "Frage der Herzensbildung". Die Kirche müsse wieder neu lernen, "die Wirklichkeit wahrzunehmen, nicht nur die schönen Seiten des Lebens".

Kritik an "monarchischem Denken" in der Kirche

Darüber hinaus glaubt Boom nicht daran, dass die Kirche sich von den Bischöfen her erneuern könnte. Dies werde vielmehr "von Gemeinden und Gemeinschaften her geschehen", sagte Boom am Freitagabend in Würzburg bei der Herbstvollversammlung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern. "Die Erneuerung der Kirche wird von unten nach oben erfolgen, nicht von oben nach unten." Allerdings seien Katholiken "noch zu sehr in einer monarchischen Denke gefangen".

Entscheidend für einen solchen Prozess sei "ein offenes und weites Herz", betonte der Weihbischof. "Sind wir wirklich froh, dass wir das Evangelium haben und die Armen, die Flüchtlinge?", fragte er in die Versammlung. "Sind wir froh darüber, dass diese Menschen zu uns kommen wollen, weil sie wissen, dass ihnen hier geholfen wird?" Er habe manchmal den Eindruck, dass "wir als Kirche in Deutschland zu stark verwaltet und verbeamtet sind".

Boom äußerte sich in seiner Eigenschaft als Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für das vom Papst ausgerufene Heilige Jahr zum Thema Barmherzigkeit, das gerade zu Ende gegangen ist.


Quelle:
KNA