Bischöfe wählen neuen Ökumene-Beauftragten

Auf ökumenischer Spur

Der katholische Bischof von Magdeburg Gerhard Feige ist neuer Vorsitzender der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz. Die Bischöfe wählten ihn zum Nachfolger des zum Präfekten der Glaubenskongregation berufenen Erzbischofs Gerhard Ludwig Müller.

Autor/in:
Norbert Zonker
 (DR)

"Auf ökumenischer Spur" bewegt sich Gerhard Feige seit langem. So jedenfalls nannte der katholische Magdeburger Bischof im vergangenen Jahr ein Buch, das er zu seinem 60. Geburtstag veröffentlichte. So lag es nahe, dass die Deutsche Bischofskonferenz den Bischof mit dem markanten, ostkirchlich anmutenden Bart jetzt zum Vorsitzenden ihrer Ökumenekommission gewählt hat, nachdem sein Vorgänger, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller, als Präfekt der Glaubenskongregation nach Rom berufen wurde.



Feige übernimmt damit ein Amt, das gerade in den Jahren vor dem Reformationsgedenken 2017 gute theologische Kenntnisse, aber auch diplomatisches Geschick verlangt. Wie Müller war Feige vor seiner Weihe zum Bischof (seit 1999 Weihbischof, seit 2005 Diözesanbischof) Hochschullehrer. In Erfurt war er Professor für Alte Kirchengeschichte, Patrologie und Ostkirchenkunde und damit für ein Fachgebiet, das ihn vor allem für das Gespräch mit den orthodoxen Kirchen qualifiziert. So gehörte er bisher bereits der Ökumenekommission der Bischofskonferenz sowie ihrer Unterkommission für Mittel- und Osteuropa an, zudem ist er Mitglied der Gemeinsamen Kommission der katholischen und der orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland sowie der Gemeinsamen Internationalen Kommission für den theologischen Dialog zwischen der orthodoxen Kirche und der römisch-katholischen Kirche.



Erfahren im Dialog

Feiges Interesse an der Orthodoxie ist nach seinen Angaben auch biografisch motiviert. Erste Anregungen gab der Heimatpfarrer in Halle, der in Slawistik promoviert hatte. Weitere Anstöße bekam Feige während des Theologiestudiums in Erfurt, bereits 1983 erhielt er zudem die Erlaubnis, Gottesdienste auch im ostkirchlichen Ritus zu feiern. Die Beschäftigung mit dem östlichen Christentum könne "nicht nur Einseitigkeiten oder Defizite der eigenen Tradition und Praxis offenbaren, sondern auch manches darin besser verstehen lassen und zu neuer Selbsterkenntnis führen", schrieb er einmal.



Auch katholisch-evangelische Gegensätze könnten unter Einbeziehung orthodoxer Aspekte "auf einmal in einem neuen Licht erscheinen und sich merklich entkrampfen", so der Bischof. Als katholischer Bischof im Kernland der Reformation ist Feige auch erfahren im Dialog mit den evangelischen Kirchen. Schon zu DDR-Zeiten waren die ökumenischen Beziehungen zwischen den Kirchen hier eng, und dies hat sich auch nach der Wiedervereinigung Deutschlands nicht geändert. Jüngstes Beispiel dafür ist, dass es nur hier eine gemeinsame Reaktion auf die Initiative "Ökumene jetzt" von prominenten Katholiken und Protestanten Anfang September gab - verfasst von Feige sowie der mitteldeutschen Landesbischöfin Ilse Junkermann und dem anhaltinischen Kirchenpräsidenten Joachim Liebig.



Werben für eine gemeinsame Interpretation

Bei aller bekundeten Freude über das "leidenschaftliche Engagement" der Initiative wandten sie sich dagegen, dass "die Einheit vorrangig als organisatorische Einheit ohne eine klare Verständigung über grundsätzliche Lehrfragen gesehen wird". Einheit zeige sich auch darin, "dass Christen verschiedener Konfessionen gemeinschaftlich durch Wort und Tat das Evangelium in unserer Gesellschaft bezeugen".



Im Blick auf 2017 hatte Feige bereits 2008 vor einer "Jubel- und Profilierungsfeier des Protestantismus mit antikatholischen Spitzen" gewarnt. Er wirbt stattdessen für eine gemeinsame Interpretation von Beginn und Wirkungen der Reformation. Dabei könne eine Rückbesinnung auf das Ringen des Reformators Martin Luther um Gott für beide Konfessionen eine Hilfe sein. Als Vorsitzender der Ökumenekommission wird Feige die Möglichkeit haben, hier von katholischer Seite aus seine Akzente zu setzen.