Bischöfe stellen neugestaltetes Internetportal katholisch.de vor

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Die Erwartungen sind groß: Mit dem völlig neugestalteten Internetportal "katholisch.de" will sich die katholische Kirche in Deutschland im Internet neu darstellen. Und neue User ansprechen: "modernere Milieus" und "jüngere Zielgruppen", darunter Christen, die sich von der Kirche entfernt haben.

Autor/in:
Christoph Arens
 (DR)

Am Donnerstag wurde der Relaunch im Rahmen der Herbstvollversammlung der Bischöfe in Fulda der Öffentlichkeit freigeschaltet. Seit Monaten haben die Macher im Katholischen Medienhaus in Bonn an journalistischen Formaten gefeilt, Konzepte gewälzt und Technik geordert. Das Design mit großformatigen Bildern, einer ausgefeilten Typografie und ruhigen Farben hat die renommierte Hamburger Werbeagentur Jung von Matt entwickelt - "für ein vergleichsweise geringes Taschengeld", das "im unteren fünfstelligen Bereich" gelegen habe, versichert Geschäftsführer Matthias-Johannes Fischer.



Die Zusammenarbeit mit den Werbeprofis machte den derzeit 12 redaktionellen Mitarbeitern von katholisch.de Spaß - trotz mancherlei Kontroversen. "Die Hamburger kommen ja nicht gerade aus der katholischen Ecke, haben sich aber darauf eingelassen", beschreibt Fischer die offenen Debatten und fügt hinzu: "Wir wollten keinen Internetauftritt a la Bosch oder Mercedes." Das Ergebnis kann sich sehen lassen, finden die Macher des Portals, die gleichwohl keine Wunder bei den Klickzahlen erwarten.



Vielleicht liegt das auch daran, dass die Kirche selbst lange mit dem Internet gefremdelt hat. Und die Schnittmenge zwischen treuen Kirchgängern und der viel zitierten "Netzgemeinde" der immer online befindlichen Internet-Nutzer ist eher gering. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sagte denn auch zur Vorstellung des neuen Portals, wenn Menschen neuen Kommunikationswegen folgten, könne die Kirche nicht abseits stehen. Und Medienbischof Gebhard Fürst betonte, über das neue Internetportal wolle die Kirche "ein Zeichen setzen hin zu einer Kirche, die auf die Menschen zugeht".



Seit 2004 gibt es das Portal katholisch.de. Von 200.000 Visits pro Monat sprechen die Macher bislang. Doch die Konkurrenz schläft nicht. Portale wie das bisweilen offen antisemitische und gegen die "alt-liberale Kirchensteuerkirche" hetzende "kreuz.net" oder das konservative, in Österreich angesiedelte Portal "kath.net" mit seiner Kritik an liberalen Theologen und Laienorganisationen haben in den Debatten der Katholiken schon heute erheblichen Einfluss.



Über die Grenzen von Bistümern hinweg

Dass kirchliche Portale es im Internet nicht einfach haben, zeigen auch die jüngsten Umstrukturierungen bei "evangelisch.de". Was erwartet die User beim katholischen Pendant? "Wir wollen ein Erklärportal sein", sagt Programmgeschäftsführer David Hober. Und formuliert den Anspruch, die führende Marke der deutschen katholischen Kirche im Internet zu werden. Das Spektrum von katholisch.de reicht von aktuellen Themen über Hintergrund- und Erklärstücke zu Glauben und Kirche bis zu spirituellen Angeboten und Beratung. Besonderen Wert legen die Betreiber auf Bewegtbilder: Die Mediathek bietet eine große Auswahl von Videos. Zu festen Zeiten werden Gottesdienste, Andachten und Events live übertragen. Flaggschiff ist das tägliche 20-minütige Magazin. Den Dialog mit den Usern führt die Redaktion über die sozialen Netzwerke wie Facebook und Twitter.



Zugleich versteht sich katholisch.de als Klammer für katholische Internetangebote über die Grenzen von Bistümern und Verbänden hinweg: So verweist das Portal auf Seiten, die grafisch, technisch und inhaltlich eng an katholisch.de angelehnt und als Subdomäne erreichbar sind. Beispielsweise kinder.katholisch.de oder kirche.tv, das Portal der katholischen Fernseharbeit. Unter der Adresse weltkirche.katholisch.de gibt es Informationen zum internationalen Engagement der Kirche, etwa zu Entwicklungszusammenarbeit, Mission und Fairem Handel.



Für Fischer und Hober ist klar: Von selbst wird sich die Marke katholisch.de nicht durchsetzen. "Wir brauchen Marketing", sagen beide. Und lassen durchblicken, dass eine Kampagne schon in der Schublade liegt.