Würzburgs Bischof Hofmann wird 70 Jahre alt

Der volksnahe Hirte im Chat

Am Samstag hat Friedhelm Hofmann, in der Deutschen Bischofskonferenz für Kunst zuständig, seinen 70. Geburtstag gefeiert - mit einem Festgottesdienst, zu dem 500 geladene Gäste kamen. Der 88. Bischof von Würzburg ist volksnah und beliebt.

Autor/in:
Christian Wölfel
 (DR)

"Wir werden künftig eine kleinere Kirche sein, nicht mehr die Volkskirche." Es war ein schonungsloser Ausblick in die Zukunft, den Friedhelm Hofmann vor ein paar Monaten gegeben hat. Klare Worte sind dem Würzburger Bischof nicht fremd, auch wenn es dafür keine Beifallsstürme gibt. Als der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick im Mai 2010 im "Spiegel" laut über den Zölibat nachdachte, ließ Hofmann öffentlich verlauten, dass er über das Interview "nicht glücklich" sei.



Nach seinem Amtsantritt 2004 hatte er in kürzester Zeit die Herzen der als zurückhaltend geltenden Franken gewonnen. Die offene Art des Rheinländers mag dabei von Vorteil gewesen sein. Auch heute noch sucht der Bischof den direkten Draht zu den etwa 815.000 Katholiken in seinem Bistum: Per Telefon, auf Wallfahrten nach Lourdes oder per Schiff nach Köln, bei seinen Besuchen in den Gemeinden oder auch mal im Gefängnis, sogar schon per Live-Chat.



Zwölf Jahre lang Weihbischof in Köln

So mag es nicht verwundern, dass die von Hofmann angestoßene Strukturreform im Bistum Würzburg fast geräuschlos über die Bühne ging - ganz im Gegensatz zu anderen Diözesen. Vier Jahre gab er den 614 Pfarreien und Kuratien Zeit, sich Partner für eine Pfarreiengemeinschaft zu suchen: 164 wurden es dann, nur noch 14 Gemeinden blieben selbstständig. Als sich im Bistum eine auf Reformen drängende Pfarrer-Initiative gründete, suchte der Bischof das Gespräch.



Dabei gab es anfangs durchaus kritische Stimmen. In Köln war Hofmann unter Kardinal Joachim Meisner zwölf Jahre Weihbischof. Schon kurz nach seinem Umzug vom Rhein an den Main sorgte er für Schlagzeilen, als er im durchaus außergewöhnlichen Museum am Dom das Bild "Auferstehung" des ostdeutschen Künstlers Michael Triegel abhängen ließ, auf dem Christus gänzlich unbekleidet dargestellt ist. In just diesem Museum feiert er nun seinen Geburtstag.



Viele Beobachter erwarteten, dass es zu weiteren Reibereien mit dem eigenwilligen, aber für seinen Sachverstand geschätzten Kunstreferenten des Bistums, Jürgen Lenssen, kommen werde. Er feiert einen Tag vor Hofmann seinen 65. Geburtstag. Doch bis auf eine kleinere Auseinandersetzung um die Außenfarbe des Domes drang bisher nichts an die Öffentlichkeit. Stattdessen machte Hofmann von sich reden, als er sich bei Maria Elisabeth Schaeffler für den Erhalt von Arbeitsplätzen einsetzte oder jüngst gegenüber Sozialministerin Christine Haderthauer (CSU) die bayerische Asylpolitik scharf rügte.



Kölner durch und durch

Innerkirchlich vertrauten die Bischöfe Hofmann mit dem neuen Gotteslob ein Großprojekt an. Seit 2001 leitet der Würzburger Oberhirte eine entsprechende Unterkommission. Am 1. Advent 2013 soll das neue Gebet- und Gesangbuch das bisherige aus dem Jahr 1975 ablösen, nach unzähligen Sitzungen, einer längeren Testphase und der lange strittigen neuen deutschen Übersetzung des Hochgebets. Es war nicht immer nur Freude, wie der Bischof durchblicken lässt.



Humor hilft Hofmann über manche Klippe hinweg. Kölner durch und durch, ist der Bischof nie um einen Witz verlegen. Seine im Dunstkreis des deutschen Episkopats gesammelten Anekdoten reichten bereits für zwei Veröffentlichungen.



Mit dem Wechsel an den Main musste Hofmann jedoch den geliebten rheinischen Karneval hinter sich lassen, auch wenn Abordnungen aus Köln in der fünften Jahreszeit ihren Frohsinn vor und im Würzburger Bischofshaus zelebrieren. Zugleich lernte Hofmann auch den fränkischen Fasching schätzen. In der berühmten Fernsehsitzung "Fastnacht in Franken" des Bayerischen Rundfunks, die der halbe Freistaat im TV verfolgt, ist der Bischof gerngesehener Stammgast mitten unter den Narren.