Donnerstag: Post aus Paderborn vom domradio.de-Chefredakteur

Ein herzliches "Gud-goan" aus Paderborn

Alle Themen wurden diskutiert, alle Messen gefeiert, alle Statements abgegeben: Die Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz ist vorbei. Die Bischöfe fahren nun wieder in ihre Bistümer und müssen das Beschlossene den Mitarbeitern und Gläubigen näherbringen und umsetzen. Auch domradio.de-Chefredaktuer und die domradio.de-Crew bricht die Zelte ab und fährt nach Köln. Hier die Abschiedspost von Brüggenjürgen.

 (DR)

"Die Bischöfe haben ihre Sitzung hier bei uns in Paderborn? - Nä, da hab ich gar nix von mitbekommen", bekennt der ergraute Rentner, der sich und seinem ebenfalls leicht ergrauten Langhaardackel an der Pader ein wenig Freilauf gönnt. Freilauf, den hätte sich bestimmt auch der ein oder andere Bischof mehr gewünscht - denn in der Regel stand hier in Paderborn "Sitzen" auf dem Programm - für einige Oberhirten auch "Vor-Sitzen" oder "Nach-Sitzen"…



Sitzen schon auf der An- und Abfahrt - man muss dabei gar nicht unbedingt an die Strecke von Bischof Schraml - Passau-Paderborn - denken - stundenlanges Sitzen im sterilen Allerweltshoteltagungsraum (mit dem sinnigen Namen "Warsteiner 2+3"), Sitzen bei den gemeinsamen Mahlzeiten (der Kinderstuhl in der Ecke des Restaurantbereiches wird gottlob nicht benötigt ;-), Sitzen in den Gottesdiensten - o.k. da durfte man bisweilen Gott sei Dank (!) Stehen oder Knien - Sitzen im Sonderbus, der die 69 Bischöfe zur ehemaligen Residenz des Fürstbischofs auf Schloss Neuhaus transportiert und hier in "lockerer Atmosphäre" dann noch einmal fast 5 Stunden Sitzen beim Paderborner Abend. Das verlangt von den Bischöfen schon ein ganz gesundes Sitzfleisch. Beim gemütlichern Zusammensitzen im alten Schloss wurde übrigens westfälisches Rauchfleisch serviert, neben Piäpperpottharst, Hirschgulasch und Pumpernickel-Sorbet. Als Bischof braucht man also nicht nur das nötige Aussitzen und Durchhaltevermögen, sondern auch am besten einen gut westfälischen verdauenden Magen.



In dem Welcome Hotel sind Journalisten meist nur bei extra durchgeführten Presseterminen willkommen. Die ZDF-, KNA- und domradio.de-Kamera darf nur ohne Mikro für 3 Minuten die engen Sitzungsreihen der Bischöfe abfilmen. "Am Anfang war das Wort", denkt sich da der Journalist, der doch gerade die Frohe Botschaft weit in die Lande hinaustragen will, aber hinter der Absperrleine um jedes Interview bitten muss. "Da seid ihr ja schon wieder - was wollt ihr denn?", fragt einer der Bischöfe die vielen wartenden Medienvertreter, es klingt nicht unbedingt einladend und so, als ob man sich über die Öffentlichkeitsarbeiter im Weinberg des Herrn freut. Aber es gibt auch gesprächsbereite Bischöfe, die gerne Auskunft geben und so dem angestrebten Dialog ein Gesicht und eine Stimme geben. Doch ein mutiger, mitreißender Aufbruch, den einige Vertreter des Kirchenvolkes und der Medien hier in Ostwestfalen erwarteten, hat sich noch nicht so richtig in Bewegung gesetzt, bei den Sitzungsteilnehmern in Paderborn. Vor der Absperrung in den tiefen Sesseln der Hotellobby sitzen jetzt die Fahrer der Bischöfe und warten auch auf ihre wieder heimzuchauffierenden Chefs. Draußen vor dem Hotel stehen die Dienstwagen. Die bereitstehenden Fahrzeuge aus den Diözesen verraten in der Regel, wie viele Bischöfe hier jeweils aus welcher Bischofsstadt vertreten sind. Vermutlich haben viele noch später am Tag weitere ganz verschiedene Sitzungstermine. Fahrgemeinschaften sind die große Ausnahme, aber nach so viel Diskussion und Dialog will vermutlich jeder für sich erst auch mal ganz in Ruhe noch ein wenig "Nachsitzen" oder einfach "Aussitzen" und auf der Heimfahrt die nicht immer leichten Sitzungsthemen und die auf jeden Fall meist schwer verdauliche westfälisch-paderborner Küche verarbeiten. Ein herzliches "Gud-goan" aus Paderborn und auf Wiedersehen in der Heimat!