Der Rheinische Merkur geht in der Zeit auf

Schmerzhaftes Ende

Nach langen Vorgesprächen und Verhandlungen haben die katholischen Bistümer im Westen Deutschlands den Verkauf des «Rheinischen Merkurs» an die Hamburger «Zeit» bekanntgegeben. Die Trennung von dem Bonner Traditionsblatt, nach jüngsten Umfragen die mit Abstand bekannteste Marke der katholischen Publizistik in Deutschland, ist den Bischöfen nicht leicht gefallen. Aber der anhaltend hohe Zuschussbedarf bei stetig sinkender Reichweite wurde für die Oberhirten immer mehr zum Problem. Hinzu kommt, dass neuere publizistische Plattformen wie das Internet und der kräftige Ausbau der bistumseigenen PR-Abteilungen finanzielle Ressourcen binden.

Wird fehlen: "Rheinischer Merkur" (DR)
Wird fehlen: "Rheinischer Merkur" / ( DR )

Dass der Verkauf an die liberale Hamburger "Zeit" just in dem Moment erfolgt, in dem Deutschland über die neue Heimatlosigkeit der Konservativen debattiert, hat den Bischöfen die Entscheidung nicht einfacher gemacht. Mit dem Abschied von ihrem Wochenblatt endet ein einzigartiges Print-Engagement der katholischen Kirche in Deutschland. Sie liegt damit durchaus im europäischen Trend. Ob "La Croix" in Frankreich, "L"Avvenire" in Italien oder "Tygodnik Powszechny" in Polen - überall suchen ruhmreiche katholische Print-Titel nach Überlebensstrategien in einem veränderten Markt.



Nach dem Abschied vom "Merkur" gehen im deutschsprachigen Raum die Umbrüche in der kirchlichen publizistischen Landschaft weiter. Auffällig ist dabei eine zunehmende Zersplitterung mit einer wachsenden Bedeutung konservativer Titel. Die Würzburger "Tagespost", das aus Österreich kommende Portal Kath.net, das in Rom gemachte "Vatican magazin" - sie alle bedienen eine stabile oder wachsende Klientel von Lesern, die einen konservativen katholischen Standpunkt bevorzugen.



Gleichzeitig gehen trotz vielfältiger Anstrengungen die Auflagen der kirchenpolitisch "mittigen" Bistumszeitungen zurück. Auch "Publik Forum", das lange Zeit wachsende Hausblatt des romkritischen Katholizismus, verzeichnet neuerdings einen Auflagenrückgang. Offen ist die Frage, ob es künftig der Internetplattform katholisch.de gelingt, mit finanzieller Unterstützung der Bischofskonferenz einen Teil der Lücke zu füllen, die der "Rheinische Merkur" hinterlässt.