Bischofskonferenz: Kirche entschuldigt sich bei Missbrauchs-Opfern

"Wir sind erschüttert"

Erzbischof Robert Zollitsch, hat sich erneut bei den Opfern sexuellen Missbrauchs entschuldigt. "Wir sind erschüttert", sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz beim Eröffnungsgottesdienst der Frühjahrs-Vollversammlung im Freiburger Münster.

 (DR)

Vertrauen sei auf «abscheuliche Weise missbraucht und zerstört» worden, so Zollitsch. Er betonte, dass die Kirche eine Gemeinschaft von Menschen mit Fehlern und Schwächen sei. Mit dem Bekanntwerden der Missbrauchsfälle sei eine «dunkle Seite der Kirche und der Gesellschaft» zu Tage getreten. Zum Wesen der Kirche gehöre es aber auch, sich zu erneuern und «zu Veränderungen bereit» zu sein.

Zugleich ging der Konferenzvorsitzende in seiner Predigt indirekt auf die aktuelle Hartz-IV-Debatte ein. Die Schere zwischen Arm und Reich dürfe in Deutschland nicht weiter auseinandergehen. Vielmehr lebe die Gesellschaft vom Miteinander und der Solidarität. «Manches in der Diskussion der letzen Wochen erfüllt mich mit Sorge», sagte Zollitsch. Die Gesellschaft dürfe nicht weiter auseinanderdriften; der Einzelne müsse bereit sein, sich für den Anderen und das Ganze einzusetzen.

Der Erzbischof kündigte an, dass sich die katholische Kirche künftig noch stärker in gesellschaftliche Debatten einbringen wolle. «Unser Land und unsere Gesellschaft fragen mit Recht nach dem Beitrag der Kirchen, gerade auch im Blick auf die Zukunft.» In diesem Zusammenhang stehe auch der Studientag der Frühjahrsvollversammlung am Mittwoch, bei dem die Bischofskonferenz über den demografischen Wandel und den gesellschaftlichen Umgang mit alten Menschen sprechen will.

Vor dem Eröffnungsgottesdienst organisierte die Initiative «Wir sind Kirche» eine Mahnwache. Deren Sprecher Christian Weisner rief die Kirche zu einer vollständigen Aufklärung der Fälle auf. Gegenüber den Tätern dürfe es keine Toleranz geben.

An der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz nehmen 65 Bischöfe aus allen deutschen Bistümern teil. Die Beratungen dauern noch bis Donnerstag. Am Dienstag steht unter anderem eine Diskussion über den deutschen Afghanistan-Einsatz auf der Tagesordnung. Die Kirchenführer wollen auch beraten, wie sie wieder mehr junge Menschen für Gemeinden und Gottesdienste gewinnen können.