Sterzinsky: Menschen sind skeptisch gegenüber jeder Institution

Verständis für Vorbehalte

Der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky hat Verständnis für Vorbehalte gegenüber der Kirche geäußert. Auch Menschen, die religiös sein wollten, seien "skeptisch gegenüber jeder Institution", sagte Sterzinsky am Mittwochmorgen in Fulda. Institutionen stünden immer im Verdacht, "Macht ausüben zu wollen".

 (DR)

Die Kirche müsse durch ihr geistliches und soziales Wirken die Menschen anziehen, so der Kardinal. Andernfalls werde ihre Botschaft nicht gefragt.

Mit Blick auf die Situation in den neuen Bundesländern betonte Sterzinsky, sicher sei in einer entkirchlichten Gegend weniger mit Vorurteilen gegenüber der Kirche zu rechnen als dort, wo Kirche als Institution erlebbar sei. Aber «ganz entkirchlicht» sei keine Gegend gewesen; vielmehr habe «aufgrund langjähriger Indoktrination» gegenüber der Kirche tiefgreifende Skepsis geherrscht. Der Berliner Erzbischof wörtlich: «Niemand kann wünschen, dass eine Region erst einmal so säkularisiert und religiöse Wüste wird, dass die Botschaft auf ahnungslose Menschen trifft - auf Menschen ohne Vorurteile vielleicht, aber auch ohne Vorverständnis.»

Der Kardinal zog Parallelen zwischen dem Fall des Eisernen Vorhangs vor 20 Jahren und der in der Bibel geschilderten Befreiung Israels aus der Sklaverei in Ägypten. Bei beiden Ereignissen finde man «zuerst Dank und unbändigen Jubel und schon kurz darauf das Murren und Klagen». Sterzinsky äußerte sich in einem Gottesdienst während der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. An diesem Mittwoch befassen sich die 66 in Fulda versammelten Bischöfe mit dem weltweiten Engagement der deutschen Katholiken, das unter anderem in der Arbeit der Hilfswerke zum Ausdruck kommt. Die Vollversammlung dauert bis Donnerstagabend.