Benedikt XVI. in Mailand eingetroffen

Weltfamilientag mit Papst

Mit der Ankunft von Papst Benedikt XVI. ist das fünftägige Weltfamilientreffen in Mailand sozusagen komplett: Singend, klatschend und Fahnen schwingend empfingen die Menschen den Papst am Abend vor dem Wahrzeichen der Stadt, dem Mailänder Dom. Mit Benedikt XVI. soll das Treffen, eine Art Weltjugendtag für alle Generationen zu einer richtigen katholischen Großveranstaltung werden.

Autor/in:
Agathe Lukassek
 (DR)

Die Organisatoren vom Päpstlichen Familienrat und dem Erzbistum Mailand erwarten zum Abschlussgottesdienst am Sonntag eine Million Teilnehmer. Von denen war seit Beginn des Treffens am Mittwoch in der norditalienischen Finanzmetropole bislang eher wenig zu sehen: Am Freitagnachmittag dominieren nicht etwa Menschen mit Kinderwagen und Weltfamilientag-T-Shirts das Stadtbild, sondern Geschäftsleute und Touristen. Es ist auffallend ruhig in der zweitgrößten Stadt Italiens; lediglich einige Straßen sind wegen des Papstbesuches gesperrt. Viele Mailänder hätten die Stadt für das Wochenende wegen des Nationalfeiertags am Samstag verlassen, erzählt ein Taxifahrer. Und die Teilnehmer des Weltfamilientags? Sie haben diesen Nachmittag in den zahlreichen Kirchen der Stadt verbracht.

Eine aus dem Bistum Fulda angereiste Gruppe tauscht sich in der Pfarrkirche "Maria von Lourdes" darüber aus, wie sie heute als Familien ihr Christsein leben können - ihre Kinder spielen derweil auf dem Sportplatz der Gemeinde. Seit Dienstag sind sie schon bei Mailänder Gastfamilien, verbringen mit ihren Gastgebern den Tag oder besichtigen die Umgebung, wie Reiseleiter Thomas Bretz erzählt. Wie die Teilnehmer aus den anderen 159 Ländern besuchen sie dazwischen auch einige Vorträge des Internationalen Familienkongresses und die rund 100 Stände im Messezentrum, auf denen sich kirchliche Familienbewegungen präsentieren.

Starke religiöse Prägung Mailands
Passend zum Leitwort des Treffens "Familie - Arbeit und Fest" wurde der Pastoralkongress zur Ankunft des Papstes beendet und das gemeinsame Feiern konnte beginnen. Unter der "Madonnina", der einzigen vergoldeten Statue des mit knapp 4.000 Figuren verzierten gotischen Doms, sagte Benedikt XVI., dass es die starke religiöse Prägung Mailands gewesen sei, welche die Kultur, Industrie, Politik und den Sport der Stadt inspiriert habe. Es gelte, diese "Fackel einer glanzvollen Tradition" auch an künftige Generationen weiterzugeben.

Lange applaudierten die rund 60.000 Zuhörer, als Benedikt XVI. zu einer "großzügigen Hilfe" für die Erdbebenopfer in Norditalien aufrief und für die bislang geleistete Unterstützung dankte. Zum Abschluss der Begegnung spielte ihm das Städtische Orchester die inoffizielle Hymne Mailands vor, "Oh mia bela Madunina", komponiert Mitte der 1930er-Jahre von Giovanni d"Anzi. Und alle sangen mit.

Barenboim-Konzert
Ein musikalisches Highlight ganz anderer Dimension erlebte der Papst im Anschluss: In der Mailänder Scala dirigierte Daniel Barenboim für ihn die 9. Symphonie von Ludwig van Beethoven (1770-1827). Für den Chef der Berliner Staatsoper zeigte Benedikt XVI. mit seinem Besuch seine Sorge um die Kultur allgemein. Mit dem ausgewählten Stück von Beethoven habe der Papst die "Macht der Musik" betonen wollen, so Barenboim. Das Konzert war symbolisch den Erdbebenopfern gewidmet, ebenso wie die Eucharistische Anbetung in den Kirchen Mailands am späten Abend, wo unter den Weltfamilientags-Teilnehmern für die Betroffenen Spenden gesammelt werden sollten.

Am Samstagmorgen will Benedikt XVI. mit Priestern und Ordensleuten im Dom beten. Dann trifft er im "San Siro"-Stadion mit Kindern und Jugendlichen zusammen, die sich auf die Firmung vorbereiten. Am Nachmittag ist zunächst ein Treffen mit Politikern im Bischofspalast geplant, bevor der Papst abends am Flugplatz von Bresso mit Zehntausenden Familien zu einem "Fest der Glaubenszeugnisse" zusammentrifft. Dort will er auf die Herausforderungen der Familien von heute eingehen. Volles Programm also in Mailand.