Berliner Geschenk für Papst Benedikt XVI.

"Plötzenseer Diptychon" erinnert an NS-Widerstandskämpfer

Papst Benedikt XVI. erhält bei seinem bevorstehenden Besuch in Berlin ein künstlerisch bearbeitetes Fenster aus der NS-Hinrichtungsstätte Plötzensee als Gastgeschenk. Das originale Treppenhausfenster stammt aus dem sogenannten Haus 1, in dem die zum Tode Verurteilten untergebracht waren.

 (DR)

Die Berliner Künstlerin Diana Obinja habe es zu einem "Plötzenseer Diptychon" umgestaltet, das an Opfer des NS-Terrors erinnert, die für ihre christliche Überzeugung und für ihren Einsatz für den Nächsten ermordet wurden. Das Geschenk wird Benedikt XVI. am 22. September zum Auftakt des Gottesdienstes im Olympiastadion übergeben, sagte Bistumssprecher Stefan Foerner am Donnerstag. In der Malerei bezeichnet man ein zweiteiliges Gemälde als Diptychon.



In Plötzensee wurden zwischen 1933 und Kriegsende insgesamt 2.891 Menschen von den Nazis hingerichtet. Unter den Opfern waren unter anderem Teilnehmer des gescheiterten Umsturzversuchs vom 20. Juli 1944 und Mitglieder des Kreisauer Kreises.



Unter den Opfern war auch Helmut James Graf von Moltke

Bei dem "Plötzenseer Diptychon" handelt es sich um ein über 100 Jahre altes Fenster. Bei Renovierungsarbeiten wurden die beiden Fensterflügel im vergangenen Jahr ausgebaut und von der Künstlerin Obinja gestaltet. Ihre Darstellung zeigt vor der Silhouette eines Hafthauses die Namen von Tätern und Opfern der Nationalsozialisten. Unter ihnen sind christliche Widerstandskämpfer wie der Protestant Helmut James Graf von Moltke und der Jesuit Alfred Delp, die der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis angehörten. Zu sehen ist auch ein Auszug aus dem Abschiedsbrief von Peter Graf York von Wartenburg an seine Frau, der ebenfalls Mitglied des Kreisauer Kreises war. In Plötzensee richteten die Nationalsozialisten viele ihrer Gegner hin.



Der Plötzenseer Gefängnisseelsorger Thomas Marin betonte, außer dem Glaubensleben der Berliner Katholiken sowie Regierung und Bundestag solle der Papst auch dem Berlin der Auseinandersetzung mit den menschenverachtenden Ideologien des 20. Jahrhunderts begegnen.