Bischof Fürst würdigt Widerstand gegen Hitler

"Zeugen eines unbeirrbaren Gewissens"

Zuletzt hatte US-Star Tom Cruise mit seinem Film "Operation Walküre" öffentlichkeitswirksam an den 20. Juli 1944 erinnert. Zum 65. Jahrestag des Attentats und versuchten Staatsstreichs würdigt Bischof Gebhard Fürst die damals Beteiligten als "Zeugen für die Kraft eines unbeirrbaren Gewissens inmitten einer barbarischen Diktatur".

 (DR)

Zum 65. Jahrestag des missglückten Attentats auf Hitler in der "Wolfsschanze" bei Rastenburg in Ostpreußen sagte Bischof Fürst, den Männern des Widerstands aus dem Militär sei im öffentlichen Urteil in Deutschland lange Zeit und teilweise auch heute noch nicht die Gerechtigkeit widerfahren, die sie verdient hätten.

Einige der beteiligten Offiziere wie etwa Claus Schenk von Stauffenberg habe erst eine Bekehrung vom Nationalsozialismus zum Widerstand zu einer Gewissensentscheidung geführt, die sie in die Grenzbereiche der Ethik geführt habe und für die sie wissentlich das Risiko des eigenen Todes auf sich genommen hätten.

"Vorkämpfer einer humanen Gesellschaftsordnung"
Die Persönlichkeiten des "Kreisauer Kreises", die in enger Verbindung mit den Attentätern gestanden hätten und teilweise überzeugte Christen und katholische wie evangelische Geistliche gewesen seien, seien Vorkämpfer einer künftigen demokratischen und humanen Gesellschaftsordnung gewesen. Dafür stünden etwa Namen wie Helmut James Graf von Moltke, der ehemalige Leipziger Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler, der Jesuit Alfred Delp oder der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer.

Auch der aus Rottenburg stammende ehemalige württembergische Staatspräsident Eugen Bolz, der im Zusammenhang mit dem 20. Juli 1944 verhaftet und am 23. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee ermordet wurde, verdiene in dieser Reihe ein ehrendes Andenken als bekennender Christ und mutiger Widerständler. "Wenn wir heute in einem auf Menschenwürde und Menschenrechten gegründeten Staat leben dürfen", so Bischof Fürst, "so sollten wir nicht vergessen, dass die Saat dazu auch durch das Lebensopfer dieser Menschen gelegt wurde".

Sie und viele andere Persönlichkeiten, die während des nationalsozialistischen Terrors weitsichtige Visionen verfolgt und menschlichen Anstand bewiesen hätten, seien bis heute eine bleibende Ermutigung, jeder Form von geistigem und politischem Totalitarismus und von moralischer Gleichgültigkeit eine entschiedene Absage zu erteilen, sagte der Bischof.