Medwedew vom Papst empfangen

Besuch aus Moskau

Russlands Präsident Dmitri Medwedew ist am Donnerstag von Papst Benedikt XVI. in Audienz empfangen worden. Im Mittelpunkt der vom Vatikan als "herzlich" bezeichneten Unterredung standen bilaterale Fragen sowie internationale Themen, besonders der Nahe Osten, wie es in einer anschließenden Mitteilung heißt. Der Papst und Medwedew hätten sich zufrieden über die guten gegenseitigen Beziehungen geäußert.

 (DR)

Zugleich bekräftigten sie nach Angaben des Vatikan den Willen, ihre Kontakte im Rahmen der Ende 2009 aufgenommenen vollen diplomatischen Beziehungen weiter zu verstärken. Das gelte für eine Zusammenarbeit für menschliche und christliche Werte sowie im Kultur- und Sozialsektor. Zugleich betonten beide den positiven Beitrag, den der interreligiöse Dialog für die Gesellschaft leisten könne.



Die russisch-orthodoxe Kirche begrüßte Medwedews Besuch im Vatikan.

Man sei "zufrieden über das Zustandekommen des Treffens inmitten der positiven Dynamik in den Beziehungen zwischen der russisch-orthodoxen Kirche und der römisch-katholischen Kirche", sagte der stellvertretende Außenamtschef des Moskauer Patriarchates, Erzpriester Nikolai Balaschow, der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Im Mittelpunkt der Begegnung hätten jedoch bilaterale Fragen und die internationale Zusammenarbeit gestanden.



Spekulationen um Papstreise

Eine Papstreise nach Moskau und ein historisches Treffen mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. in näherer Zukunft gilt in Rom als wenig wahrscheinlich. Dennoch löste der Besuch Medwedews neue Spekulationen aus. Moskauer Medien berichteten unter Berufung auf einen russischen Diplomaten, die Wahrscheinlichkeit einer Begegnung zwischen den beiden Kirchenoberhäuptern sei nun deutlich größer als noch vor einigen Jahren.



Bei seinem Eintreffen im Vatikan wurde Medwedew von einer Ehrenformation der Päpstlichen Schweizergarde empfangen. Benedikt XVI. begrüßte seinen Gast in der Bibliothek mit den Worten: "Dies ist eine sehr wichtige Begegnung." Es ist das zweite Treffen der beiden.



Als Geschenk überreichte Medwedew dem Papst einen Dokumentationsband über Briefe seines Vorgängers Boris Jelzin aus den Jahren 1996 bis 1999 an ausländische Staatsoberhäupter, darunter auch an Johannes Paul II. Außerdem schenkte er ihm eine orthodoxe Enzyklopädie sowie eine Ansicht Moskaus mit dem Kreml. Benedikt XVI. revanchierte sich mit einer Mosaikdarstellung vom Vatikan sowie mit Pontifikatsmedaillen.



Medwedew hält sich seit Mittwoch in Rom auf. Zunächst traf er dort mit Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano zusammengetroffen; zudem führte er Gespräche mit Ministerpräsident Silvio Berlusconi. Im Anschluss an die Papstaudienz trafen Medwedew und der russische Außenminister Sergei Lawrow noch mit Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone und dem vatikanischen Außenminister Erzbischof Dominique Mamberti zusammen.