Der Papst ruft zu einer positiver Sicht auf die kirchliche Hierarchie auf

"Nie Selbstzweck"

Benedikt XVI. hat zu einer positiven Sicht auf die kirchliche Hierarchie aufgerufen. Es sei ein heute verbreitetes "Missverständnis", die Gliederung der Kirche in Gläubige, Priester und Bischöfe einseitig unter rechtlichen Gesichtspunkten als Unterordnung zu betrachten.

 (DR)

Ursache für dieses Missverständnis seien auch Machtmissbrauch und Karrierismus in der Kirche. Es bestehe jedoch prinzipiell kein Gegensatz zwischen dem christlichen Gebot der Demut und der kirchlichen Hierarchie. Eine richtig verstandene Hierarchie dürfe nie Selbstzweck sein, sondern müsse als Hilfe auf dem Weg zu Christus dienen, sagte der Papst vor mehreren Tausend Gläubigen aus aller Welt.

Zugleich wies das Kirchenoberhaupt darauf hin, dass der Begriff "Autorität" in der Kirche nicht mit willkürlicher Machtausübung gleichgesetzt werden dürfe. "Wenn wir heute das Wort Autorität hören, denken wir unvermeidlich an die Diktaturen des 20. Jahrhunderts, die in Ost und West von willkürlicher Macht und erzwungenem oder blindem Gehorsam geprägt waren und Autorität diskreditiert haben", führte der Papst aus. Wenn hingegen ein Priester die Gläubigen leite, gehe es nicht um Herrschaft oder Ideologie, sondern um den Dienst an Christus. Dieser Dienst müsse die Freiheit und Würde des Menschen achten und dessen Heil dienen.

Eine solche Aufgabe könnten Priester nur erfüllen, wenn sie als "Hirte der Herde" mit gutem Beispiel vorangingen. Auch der Papst könne nicht einfach tun, was er wolle, sondern sei "Hüter des Gehorsams gegenüber Christus und seiner Worte".

In seiner Predigtreihe über die Aufgaben des Priesters beschäftigte sich der Papst am Mittwoch mit der Aufgabe des "Leitens". Zuvor hatte er in den vergangenen Wochen über das "Lehren" und das "Heiligen" gesprochen.