Papst ermuntert zu fortwährender Erneuerung und vergibt Angreiferin vom Heiligabend

"Kirche bleibt stets reformbedürftig"

Papst Benedikt XVI. hat der jungen Frau vergeben, die ihn an Heiligabend zu Boden gerissen hatte. Sie entschuldigte sich am Mittwoch bei dem Kirchenoberhaupt. Am Rande der Generalaudienz im Vatikan kam es zu einer kurzen persönlichen Begegnung. In seiner Ansprache ging der Papst schließlich auf den Reformwillen der Kirche ein.

 (DR)



Die 25-jährige Susanna Maiolo habe Benedikt XVI. ihr Bedauern über den Vorfall zu Beginn der Christmette ausgesprochen, so der Vatikan. Der Papst seinerseits wollte ihr sein Verzeihen bekunden. Weiter habe sich das Kirchenoberhaupt nach dem Befinden der jungen Frau erkundigt und ihr gute Gesundheit gewünscht.

Maiolo, die in der Schweiz bereits in psychiatrischer Behandlung war, war bei der Eingangsprozession zur Christmette im Petersdom über eine Absperrung gesprungen und auf Benedikt XVI. zugestürzt. Beim Zugriff der Sicherheitsleute klammerte sie sich an die Stola des Papstes und brachte ihn so zu Fall. Im Tumult stürzte auch der 87-jährige französische Kurienkardinal Roger Etchegaray und zog sich einen Oberschenkelhalsbruch zu.

Die vatikanische Staatsanwaltschaft ermittelt. Die rechtliche Verfolgung des Zwischenfalls bleibe von der Begegnung am Mittwoch unberührt, erläuterte der Vatikan. Die Untersuchung nehme ihren regulären Verlauf. Maiolo, die bereits im Jahr zuvor an Weihnachten vergeblich versucht hatte, sich dem Papst zu nähern, wurde zunächst in einer italienischen Klinik medizinisch und psychiatrisch untersucht. Am Wochenende war sie entlassen und ihrer Familie übergeben worden.

Bendikt XVI: Kirche bleibt stets reformbedürftig
Die Kirche bleibt nach den Worten von Papst Benedikt XVI. stets reformbedürftig. Nur durch fortwährende Erneuerung könne diese ihrem Auftrag treu bleiben und verhindern, dass das kirchliche Leben in Gewohnheit erstarre, sagte der Papst in der Generalaudienz am Mittwoch im Vatikan. Solche Veränderungen müssten jedoch aus dem Inneren der Kirche erfolgen. Als historisches Vorbild bezeichnete er die Gründung der Bettelorden im Mittelalter.

Franziskaner und Dominikaner hätten im 13. Jahrhundert gezeigt, dass sich ein Leben in Armut, das damals im Gegensatz zu «Glanz und Größe der offiziellen Kirche» gestanden habe, durchaus mit der Treue zum Papst verbinden lasse, hob Benedikt XVI. vor mehreren Tausend Gläubigen aus aller Welt hervor. Zugleich hätten die Bettelorden einen bedeutenden Beitrag zur Ausbildung der mittelalterlichen Theologie, der Scholastik, geleistet. Benedikt XVI. betonte, dass es auch gegenwärtig Bewegungen gebe, die sich in diesem Sinne um eine innere Erneuerung der Kirche bemühten.