Papst mahnt G8 zur Würdigung der Religionen

An ihre Pflicht erinnern lassen

Papst Benedikt XVI. hat die Teilnehmer des bevorstehenden G8-Gipfels zur Würdigung der Rolle der Religionen in der Gesellschaft aufgerufen. Die Regierenden sollten sich von den Religionen an ihre Pflicht erinnern lassen, ihr Handeln am Gemeinwohl auszurichten, sagte der Papst bei seiner Generalaudienz am Mittwoch in seinem Gruß an eine in Rom tagende Konferenz von Religionsführern aus aller Welt.

 (DR)

An dem interreligiösen Treffen im Vorfeld der G8-Runde nahmen rund 80 Vertreter aus Christentum, Islam, Judentum, Buddhismus und anderen Glaubensrichtungen teil. Ihnen sagte der Papst „Ich bin zuversichtlich, dass das G8-Religionstreffen dazu dienen wird, die Aufmerksamkeit der politischen Führer dieser Welt auf die Bedeutung der Religionen zu gewinnen. Denn die Religionen sind für das soziale Netzwerk jeder Gesellschaft wichtig. Auch macht das Treffen auf den schwierigen Auftrag aufmerksam, eine gerechte Politik zu garantieren und für das Allgemeinwohl einzustehen." Die Regierungschefs der G8 tagen vom 8. bis 10. Juli im mittelitalienischen L'Aquila.

Zu der zweitägigen Begegnung der Religionsvertreter hatten die Italienische Bischofskonferenz und das Außenministerium in Rom eingeladen. Am Dienstag wurden die Religionsführer von Italiens Staatspräsident Giorgio Napolitano empfangen. Der Vatikan war durch den Präsidenten des Rats für interreligiösen Dialog, Kardinal Jean-Louis Tauran, vertreten. Aus Deutschland war der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider, zu dem Treffen gereist.

Papst: „In jedem Kulturkreis soll Frohe Botschaft verankert sein"
Die Frohe Botschaft sollte in jedem Kulturkreis verankert werden. Das sagte Papst Benedikt XVI. an diesem Mittwoch auf dem Petersplatz bei seiner Generalaudienz. Die große Schwierigkeit bestehe nicht darin, die Botschaft in die jeweilige Sprache zu übersetzen, sondern den Glauben als solchen zu übermitteln. Bei sommerlichen Temperaturen hörten ihm rund 25.000 Pilger und Besucher zu. In der Generalaudienz stellte Benedikt XVI. die bekannten Slawenmissionare Cyrill und Methodius vor. Die beiden Brüder wurden zu Beginn des 9. Jahrhunderts als Söhne eines oströmischen Beamten in Griechenland geboren.

„Der Ältere - Methodius - war zunächst ebenfalls Beamter; der jüngere - Cyrill - wurde in Konstantinopel Priester und Professor. Um das Jahr 850 zog es beide in die Stille des klösterlichen Lebens auf dem Berg Olymp. Der oströmische Kaiser Michael III., der Cyrill von seiner Studienzeit her kannte, sandte die sprachkundigen Brüder einige Jahre später auf die Halbinsel Krim und schließlich nach Mähren, wo sie mit viel Erfolg missionierten. Zu ihren großen Verdiensten gehörte die Übersetzung der Liturgie in die slawische Sprache. Der Heilige Cyrill hat dazu ein eigenes Alphabet geschaffen, das heute noch seinen Namen trägt. Die beiden Missionare wurden allerdings auch Opfer von Neid und Anfeindungen, so dass sie in Rom um die Unterstützung und den Segen von Papst Hadrian II. baten. Dieser bestätigte die Liturgie in slawischer Sprache und ermutigte sie, ihr Werk fortzusetzen. Doch Cyrill erkrankte schwer und starb in Rom. Der Heilige Methodius kehrte hingegen nach Mähren zurück und seine Schüler wirkten auch in anderen slawischen Ländern."

Den deutschsprachigen Pilgern und Besuchern auf dem Petersplatz sagte der Papst: „Von Herzen grüße ich alle Pilger und Besucher aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Besonders heiße ich auch die Gruppe der Sinti willkommen. Cyrill und Methodius verkündeten mit aller Kraft „das Wort, das von Gott kommt, das Wort, das die Seelen nährt, das Wort, das uns Gott erkennen lässt". Bitten wir - so wie Cyrill auf dem Sterbebett -, dass Gott uns alle „im wahren Glauben und im rechten Bekenntnis bewahre". Der Herr segne euch und eure Familien."