Papst-Reise in den Nahen Osten hat begonnen

"Ich komme als Pilger"

Benedikt XVI. hat die erste Etappe seiner Nahost-Reise in Jordanien begonnen. Am Freitag landete der Papst um 13.30 Uhr deutscher Zeit auf dem Internationalen Flughafen der Hauptstadt Amman. Dort wurde er von König Abdullah II. und seiner Gattin Rania sowie Regierungsvertretern und Repräsentanten von Christen und Muslimen empfangen. Bei der Begrüßung äußerte Benedikt XVI. die Hoffnung, seine Reise werde zu einer Vertiefung der "guten Beziehungen zwischen Christen und Muslimen" beitragen.

 (DR)

«Ich komme als Pilger nach Jordanien», sagte der Papst. Er wolle die Stätten besuchen, die in der Bibel eine wichtige Rolle spielten. Im Namen der katholischen Gemeinschaft Jordaniens lobte er den Respekt und die Offenheit, die das Königtum den Christen entgegenbringe. Zugleich verlangte er einen entsprechenden Schutz der Religionsfreiheit als «fundamentales Menschenrecht». Der Papst
weiter: «Es ist meine glühende Hoffnung und mein Gebet, dass der Respekt vor den unveräußerlichen Rechten und der Würde jedes Mannes und jeder Frau in wachsendem Maß bekräftigt und verteidigt werden.» Das gelte nicht nur im Nahen Osten, sondern in jedem Teil der Welt.

Abdullah II. im dunklen Anzug und Königin Rania in einem sommerlichen Kostüm aus dunklem Rock und cremefarbener Weste empfingen den Papst an der Gangway. Anschließend erwies eine Ehrenformation dem Kirchenoberhaupt militärische Ehren. Zu den Begrüßungsreden vor mehreren hundert geladenen Gästen begaben sich das Monarchenpaar und der Papst in einen Zeltpavillon.

Der König rief zu einem globalen Dialog in Verständnis und Harmonie auf. Er erinnerte an die gemeinsamen Wurzeln der monotheistischen Religionen und hob die Bedeutung des Glaubens für Verständigung und Frieden hervor. Der König verwies auch auf die Sorge seines Landes wie der katholischen Kirche für die heiligen Stätten der Region. Zudem äußerte er die Hoffnung auf ein friedvolles Zusammenleben im Nahen Osten. Dafür müsse es ein Ende der Besetzung für das palästinensische Volk geben, so Abdullah.

Benedikt XVI. bekräftigte seinen «tiefen Respekt für die muslimische Gemeinschaft» und würdigte den Einsatz des jordanischen Königs für ein besseres Verständnis des Islam. Interreligiöse Initiativen wie die Botschaft von Amman vertieften die «Allianz der Kulturen» zwischen der westlichen und der islamischen Welt, so der Papst. Zugleich hob er die Rolle Jordaniens bei der Suche nach einer «gerechten Lösung für den israelisch-palästinensischen Konflikt» und bei der Aufnahme irakischer Flüchtlinge hervor.

Bei einem Besuch im katholischen Behindertenzentrum «Regina Pacis» in Amman erklärte Benedikt anschließend, er komme, um «für das wertvolle Geschenk des Friedens in Jerusalem, im Heiligen Land und der Region zu beten». Der von der Reise sichtlich angestrengte Papst äußerte die Überzeugung, dass «durch Zynismus, Ungerechtigkeit und mangelnden Willen zur Vergebung verhärtete Herzen immer für eine neue Vision des Friedens geöffnet werden können».

Für den späten Nachmittag stand ein Höflichkeitsbesuch beim Königspaar auf dem Programm des Papstes. Am Samstag will Benedikt in Amman zum zweiten Mal in seiner Amtszeit eine Moschee besuchen. Bevor er am Montag nach Israel weiterreist, wird er zudem die Moses-Gedenkkirche auf dem Berg Nebo besichtigen und die Grundsteine der ersten katholischen Universität des Landes in Madaba und zweier Kirchen an dem Ort weihen, an dem Johannes der biblischen Überlieferung nach Jesus getauft hat.

Papst wünscht Gespräche von Juden, Christen und Muslimen
Bereits auf dem Flug nach Amman hatte sich Papst Benedikt XVI. gegenüber Journalisten zu seiner Reise geäußert und ein gemeinsames Gespräch zwischen Juden, Christen und Muslimen als dringlich für den Frieden im Nahen Osten bezeichnet. Bei allen Unterschieden besäßen die drei monotheistischen Religionen auch gemeinsame Wurzeln, sagte das Kirchenoberhaupt am Freitag auf dem Flug von Rom nach Amman vor Journalisten. Dieser sogenannte Trialog sei «sehr wichtig für den Frieden» und für ein einvernehmliches Zusammenleben der Glaubensgemeinschaften.

Besonders betonte der Papst das Verbindende zwischen Juden und Christen in der Geschichte und in den Heiligen Schriften. Allerdings hätten sich im Laufe von zwei Jahrtausenden auch Missverständnisse entwickelt, weil man sich aufgrund unterschiedlicher Sprachen auseinandergelebt habe. «Wir müssen daher alles tun, um wieder die Sprache des anderen zu erlernen», so Benedikt XVI. Wichtig sei, dass man den «Weg des ehrlichen Dialogs» weitergehe. Die Kirche sei zwar keine politische Macht, sondern eine geistige Kraft, aber sie könne den Prozess der Aussöhnung im Nahen Osten unterstützen.

Die Situation der Christen im Heiligen Land bezeichnete der Papst als schwierig. Es gebe aber Hoffnung auf einen neuen Anfang und neuen Schwung für einen Frieden. Mit seinem Besuch wolle er die Christen ermutigen, in ihrer Heimat zu bleiben. Die christliche Gemeinschaft spiele in der Region eine wichtige Rolle. Dabei verwies der Papst auf kirchlich getragene Schulen und Hospitäler, die einen konkreten Beitrag zum öffentlichen Leben der Gesellschaft leisteten.

Höhepunkte des bis Montag dauernden Aufenthalts von Benedikt XVI. in Jordanien sind ein Treffen mit Vertretern des Islam und eine Messe im Stadion von Amman. Am Montag setzt der Papst seine zwölfte Auslandsreise in Israel fort. Benedikt XVI. selbst bezeichnet seine erste Nahost-Reise als Friedensmission und Pilgerfahrt.