Papst ruft Diplomaten zu Friedensengagement für Gaza auf

Unermüdlicher Mahner

Papst Benedikt XVI. hat die anhaltenden Kämpfe im Gazastreifen verurteilt und eine sofortige Waffenruhe gefordert. Er wandte sich entschieden gegen Gewalt, "von welcher Seite sie auch kommt". Zugleich bekräftigte Benedikt XVI. beim Neujahrsempfang der Diplomaten beim Heiligen Stuhl am Donnerstag seine Hoffnung auf Friedensverhandlungen. Die traditionelle Ansprache an die Botschafter aus 177 Staaten ist eine der großen programmatischen Reden des Papstes.

 (DR)

Als entscheidend bezeichnete Benedikt XVI. die bevorstehenden Wahlen auf israelischer und palästinensischer Seite. Notwendig seien Politiker, «die entschieden diesen Prozess voranbringen und ihr Volk zu der schwierigen, aber unverzichtbaren Versöhnung führen». Zudem forderte der Papst Unterstützung für neue Gespräche zwischen Israel und Syrien. Ebenso müsse die Staatengemeinschaft die Konsolidierung des Libanon fördern.

Weiter beklagte das Kirchenoberhaupt eine Diskriminierung von Christen in weiten Teilen der Welt. Die «schweren Attacken gegen Tausende von Christen» im vergangenen Jahr, besonders im Irak und Indien, seien ein Ausdruck moralischer Armut und bedrohten den Frieden, so der Papst in seiner Ansprache. Die betreffenden Regierungen sollten sich aktiv für ein Ende der Schikanierung von Christen einsetzen. An das irakische Volk appellierte Benedikt XVI., «ein neues Kapitel aufzuschlagen, um eine Zukunft ohne Diskriminierung wegen Rasse, ethnischer Zugehörigkeit oder Religion aufzubauen».

Mit Blick auf westliche Staaten äußerte sich der Papst besorgt über antichristliche Tendenzen. Vorurteile und Feindseligkeit dürften nicht deshalb genährt werden, weil die Stimme der Christen in bestimmten Fragen Unruhe erzeuge. Die christliche Botschaft lasse sich nicht auf den privaten Raum beschränken, betonte Benedikt XVI.

Im iranischen Atomstreit rief der Papst vor den versammelten Diplomaten zu neuen Gesprächen auf. So verlangte er «rastlose Bemühungen», um zu einer Verhandlungslösung für das umstrittene Nuklearprogramm zu kommen. Dabei müsse man die «legitimen Forderungen des Landes und der internationalen Gemeinschaft» berücksichtigen.

Die derzeitige Wirtschaftskrise bezeichnete Benedikt XVI. als Teil einer globalen Bedrohung. In seiner Grundsatzrede rief er die Staatengemeinschaft zum Einsatz für sichere Lebensbedingungen aller Menschen auf. Nachdrücklich warnte er auch vor den Gefahren der weltweiten Nahrungsmittelkrise und der globalen Erwärmung. Dringend nötig sei mehr landwirtschaftliche Entwicklung.

Neues Vertrauen in die Wirtschaft verlange eine Ethik der Menschenwürde. Dies sei «keine Utopie», sagte der Papst. Er verurteilte außerdem die weltweiten Rüstungssausgaben und äußerte sich besorgt über die mangelnde Umsetzung des Atomwaffensperrvertrags. Militärausgaben binden nach den Worten des Papstes «enorme Ressourcen». Dies gehe besonders zu Lasten von Entwicklungsprojekten in den armen Ländern.