Papst Benedikt XVI. empfängt neue Vatikan-Botschafter

Kein Frieden ohne Gerechtigkeit

Frieden lässt sich nach Worten von Papst Benedikt XVI. nicht ohne Gerechtigkeit verwirklichen. Frieden sei nicht nur ein politischer oder militärischer Zustand der Konfliktlosigkeit, sagte der Papst am Donnerstag in einer Antrittsaudienz für elf neue Vatikan-Botschafter. Er setze vielmehr eine Reihe von Bedingungen voraus, die zusammen die Eintracht unter den Menschen zwischen Staaten ermöglichten.

 (DR)

Es gebe nicht die eine ideale Staatsform, gab der Papst vor den Diplomaten zu bedenken. Unterschiedlichen Mentalitäten sorgten weltweit für unterschiedliche politische und soziale Gegebenheiten.

Allerdings dürften diese Unterschiede zwischen den Staaten nicht abschrecken. Manchmal machten die Differenzen Angst, und die Menschen bevorzugten Einförmigkeit und Uniformität. Jedes Land müsse aber seine besonderen Eigenschaften, seine Werte und sein «Genie» fördern. Zugleich müsse es seine «Dämonen» kontrollieren, reinigen und in positive Werte umwandeln, die Harmonie, Wohlstand und Frieden förderten und die Menschenwürde verteidigten.


Papst fordert Recht auf Religionswechsel in islamischer Welt
Beim Antrittsbesuch des ersten Botschafters des Golfstaates Bahrain, Naser Muhamed Jussef el Belooschi, betonte Papst Benedikt XVI. die Möglichkeit eines Religionswechsels auch für islamische Länder. Religionsfreiheit beinhalte nicht nur das Recht, seinen Glauben privat und öffentlich zu leben, sondern auch, die Religion aus Gewissensgründen zu wechseln. Die katholische Kirche bekenne sich zu dem Recht, seinem Gewissen unter allen Umständen zu folgen und nicht gegen dieses Gewissen handeln zu müssen.

Der Vatikan und Bahrain hatten im Jahr 2000 volle diplomatische Beziehungen aufgenommen; bislang hatte das Königreich jedoch noch keinen Botschafter an den Heiligen Stuhl entsandt. In Bahrain, dessen König Hamad als aufgeschlossen gegenüber Christen gilt, leben unter 720.000 Einwohnern etwa 38.000 Katholiken.

In seiner Botschaft an den Diplomaten würdigte der Papst den Respekt, den die Religionen im Königreich Bahrain genössen. Er stellte klar, dass das Recht auf Religionsfreiheit «das Innerste und Heiligste des Menschen» berühre, nämlich seine Beziehung mit Gott. - Religionswechsel für Muslime und Abfall vom Islam gilt in zahlreichen islamischen Ländern als schweres Vergehen. Strafe ist häufig eine Ächtung und Ausschluss aus der sozialen Gemeinschaft, mitunter sogar die Todesstrafe.

Die neuen Botschafter, darunter die Vertreter von Schweden, Island, Malawi, Tunesien, Luxemburg, Kasachstan und Bahrain, traten mit der Überreichung ihrer Beglaubigungsschreiben an den Papst ihren Dienst beim Heiligen Stuhl an.