EKD verärgert über frühen Start von Weihnachtsmärkten

Kommerz vor Besinnlichkeit?

In diesem Jahr ist die Adventszeit so kurz wie nur möglich. Als Folge daraus wollen viele Weihnachtsmärkte in Nordrhein-Westfalen schon vor Totensonntag öffnen. Das stößt bei der evangelischen Kirche auf deutliche Kritik.

Mancher Weihnachtsmarkt öffnet bereits vor Totensonntag / © Britta Pedersen (dpa)
Mancher Weihnachtsmarkt öffnet bereits vor Totensonntag / © Britta Pedersen ( dpa )

"Wenn die Adventszeit immer mehr ausgeweitet wird, verliert sie ihren besonderen Charakter und wird alltäglich", sagte der Pressesprecher der Evangelischen Kirche von Westfalen, Andreas Duderstedt, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Deshalb sollte der Beginn eines Weihnachtsmarktes nicht vor dem Totensonntag liegen, betonte er.

In Nordrhein-Westfalen öffnen unter anderem Weihnachtsmärkte in Bielefeld, Bochum, Düsseldorf, Dortmund und Essen bereits am 23. November. Am Toten- oder Ewigkeitssonntag am 26. November bleiben die Märkte allerdings geschlossen.

Kommerzielle Interessen im Vordergrund

Auch die Evangelische Kirche im Rheinland zeigte sich verärgert. Für den Frühstart von Weihnachtsmärkten habe man kein Verständnis.

"Dass mancher Weihnachtsmarkt in der diesmal dreiwöchigen Adventszeit deutlich vor dem 1. Advent öffnet, ist in den Augen der Kirchen ein Ärgernis und zeigt, dass in manchen Kommunen der Bezug zum eigentlichen Anlass eines Weihnachtsmarktes zugunsten rein kommerzieller Interessen verloren gegangen ist", sagte der stellvertretende Pressesprecher Wolfgang Beiderwieden dem epd.

Im Essener Stadtteil Steele etwa ist der traditionsreiche Weihnachtsmarkt mit rund 60 Ständen bereits am Freitag gestartet. Er endet nach Angaben der Veranstalter erst am 7. Januar. Selbst am Totensonntag am 26. November werden die Buden von 18 bis 21 Uhr öffnen. Bei den evangelischen Kirchen in NRW sorgen die frühen Öffnungszeiten für Verärgerung.

Am Rheinufer in Düsseldorf dreht sich bereits seit Wochen ein Riesenrad, um das herum schon weihnachtlich geschmückte Buden mit Glühwein und Würstchen stehen, die dicht umlagert sind. Der große Weihnachtsmarkt öffnet am 23. November. Er bleibt in diesem Jahr erstmals über Weihnachten hinaus bis zum 30. Dezember geöffnet. Am Totensonntag, Heiligabend und Ersten Weihnachtstag ist er aber geschlossen.

Auch in Dortmund, Duisburg und Dinslaken bleiben die festlich geschmückten Buden mit Kunst, Nippes, Essen und Glühwein bis zum Jahresende geöffnet. In Dinslaken öffnet der Weihnachtsmarkt am 18. November, in Dortmund und Duisburg am 23. November. In Bottrop beginnt der diesjährige Weihnachtszauber am 16. November mit dem voradventlichen "Anglühen" und Livemusik. Er endet am 22. Dezember. Auch dort wird am Abend des Totensonntags verkauft werden.

Öffnung am Kölner Dom erst nach Totensonntag

Erst nach Totensonntag, nämlich am 27. November, beginnt am Kölner Dom der traditionsreiche Weihnachtsmarkt. Er endet am 23. Dezember. Auch in Münster müssen Weihnachtsmarktfreunde sich noch gedulden. Hier wird ebenfalls vom 27. November bis einen Tag vor Heiligabend verkauft.

Auf den meisten Weihnachtsmärkten in NRW werden in diesem Jahr nach Angaben aus den Städten mehr Polizeibeamte unterwegs sein. Nach dem Terroranschlag auf einem Berliner Weihnachtsmarkt im vergangenen Jahr sollen Polizisten vermehrt Streife gehen. Zudem sollen in mehreren Städten LKW- oder Bussperren eingerichtet werden.

Weihnachtsmärkte für viele Menschen wichtig

Für die meisten Erwachsenen in Deutschland gehören Weihnachtsmärkte in der Adventszeit einfach dazu. In einer repräsentativen Studie des Meinungsforschungsinstituts YouGov gaben fast drei Viertel der Befragten ab 18 Jahren an, in diesem Jahr mindestens einen Weihnachtsmarkt besuchen zu wollen. Nur sieben Prozent meinten, dass sie "auf keinen Fall" auf einen Weihnachtsmarkt gehen werden. Weitere 16 Prozent antworteten mit "eher nein", der Rest machte keine genaue Angabe.

Zwar stimmten jeweils mehr als 80 Prozent der Befragten den Aussagen zu, dass Weihnachtsmärkte in der Regel überteuert und überfüllt seien. 73 Prozent meinten aber auch, sie könnten sich eine Adventszeit ohne Weihnachtsmärkte nicht vorstellen. Ähnlich viele Befragte (69 Prozent) sagten in der YouGov-Umfrage: "Weihnachtsmärkte stimmen mich besinnlich und sind eine Auszeit vom Alltag."

Glühweinstände und Süßigkeiten

61 Prozent der Befragten vertraten allerdings die Ansicht, Weihnachtsmärkte würden häufig genutzt, um sich zu betrinken. Auf die Frage, was alles auf einen Weihnachtsmarkt gehört, antworteten wiederum 81 Prozent: Glühweinstände. Nur eine Minderheit von 14 Prozent sagte: Bierstände.

Hoch im Kurs sind außerdem Lichterketten (für 79 Prozent der Befragten), Weihnachtsbäume (78 Prozent), Stände mit Süßigkeiten wie etwa Zuckerwatte oder gebrannte Mandeln (75 Prozent), Essensstände (69 Prozent), Geschenke-Stände (68 Prozent) sowie Krippen (63 Prozent). Lediglich 34 Prozent sagten in der YouGov-Umfrage, sie könnten auf Weihnachtsmärkten gut Geschenke für Weihnachten finden.

Der erste Advent fällt in diesem Jahr auf den 3. Dezember. Die ersten Weihnachtsmärkte in Deutschland öffnen jedoch schon rund um das letzte Novemberwochenende.


Quelle:
epd , dpa