Pfarrerin und Influencerin erklärt den Buß- und Bettag

"Mit Gott ins Gespräch gehen"

Der Buß- und Bettag war bis 1995 ein bundesweiter gesetzlicher Feiertag. Doch seit der abgeschafft worden ist, droht dieser evangelische Gedenktag in Vergessenheit zu geraten. Theresa Brückner ruft daher  in Erinnerung, worum es geht.

 (DR)

DOMRADIO.DE: Sie haben auf Instagram als @theresaliebt fast 19.000 Follower. Viele davon sind Jugendliche oder junge Erwachsene. Wie würden Sie denen erklären, was der Buß- und Bettag ist?

Theresa Brückner (Pfarrerin und Influencerin): Der Buß- und Bettag ist so ein Zwischentag. Wir sind jetzt kurz vor dem Ewigkeitssonntag am Ende des Kirchenjahres. Das heißt, es geht darum sich zu erinnern. Und das ist eigentlich auch dieser Buß- und Bettag.

Es geht darum, dass man selbst darüber nachdenkt, was im letzten Jahr passiert ist, wo ich mich vielleicht auch falsch verhalten habe und was gesellschaftlich schief gelaufen ist. Dieser Tag ist dafür da, dass man das reflektiert.

DOMRADIO.DE: Sie sprechen auf Ihrem Kanal sehr offen über verschiedene Themen rund um Kirche, Welt, Gesellschaft. Mit welchem Punkt kann man denn gerade junge Leute vielleicht heute mit diesem Thema Buß- und Bettag in ihrem Alltag abholen?

Brückner: Kein Mensch ist perfekt, jeder macht Fehler. Sich immer mal wieder Zeit zu nehmen, darüber nachzudenken ist auf jeden Fall wichtig. Ich finde das gerade aktuell in diesem Jahr, wo es ja auch wirklich viel darum geht, wie man sich richtig oder falsch gerade im Blick auf die Pandemie verhält und es hier ja auch um Schuldzuweisung geht, dass gerade das eine gute Brücke ist, um irgendwie zu überlegen, wo ich vielleicht in diesem Jahr auch Fehler gemacht habe und wo ich verzeihen und wo mir auch verziehen werden muss.

DOMRADIO.DE: Früher war der Tag ja Feiertag. Seit 1995 müssen wir am Buß- und Bettag alle wieder arbeiten - Ausnahme Sachsen. Glauben Sie, der Tag droht in Vergessenheit zu geraten?

Brückner: Ich habe als Schülerin selbst überhaupt nicht ganz verstanden, worum es an dem Tag eigentlich geht und warum es, wenn ich evangelische Christin bin, für mich eigentlich ein Tag ist, der auch frei sein kann. Ich glaube aber, das kann man auch zugänglich machen.

Es hat ja auch ganz viel mit Achtsamkeit zu tun und mit Reflexion. Und wenn man das irgendwie in seiner Religion mitteilt, wenn man das mit dabei hat - und als Christin ist es ja auch so -, dann kann man das schon wieder auch für sich annehmen. Man muss sich nur damit auseinandersetzen.

DOMRADIO.DE: Wieso ist es wichtig, dass wir den Tag nicht vergessen?

Brückner: Ich glaube, das es einfach viel zu wenig Tage gibt, wo es auch mal darum geht, auf sein eigenes Schuldverhalten zu gucken und dass man das natürlich auch gerne wegschiebt.

DOMRADIO.DE: Wie begehen Sie heute den Buß- und Bettag?

Brückner: Ich werde heute einen Post auf Instagram posten und habe mir auch wirklich mal Gedanken gemacht, was eigentlich auch gerade schwer liegt. Und habe schon auch vor, darüber heute noch mal viel nachzudenken oder vielleicht auch mal mit ein paar Leuten ins Gespräch zu gehen, wo ich das Gefühl habe, da könnten vielleicht auch noch mal Sachen geklärt werden.

DOMRADIO.DE: Es gibt aber nicht standardmäßig einen Gottesdienst an diesem Buß- und Bettag?

Brückner: Doch, die gibt es. Gerade im Bereich der Schule finde ich das ganz schön, dass gerade Schülerinnen und Schüler, die an dem Tag nicht frei haben, weil sie in einem Bundesland wohnen, wo das kein Feiertag ist, für diesen Tag frei nehmen können. Die können sich dann eine Entschuldigung schreiben la dessen, um zum Gottesdienst zu gehen.

DOMRADIO.DE: Was könnte jede und jeder Einzelne denn heute tun, um den Gedanken des Buß- und Bettags in unseren Tag einfließen zu lassen?

Brückner: Beten ist wirklich ein guter Aspekt. Das hat ganz viel damit zu tun, mit sich selbst in die Reflektion zu treten und nicht bei sich selbst zu bleiben, sondern mit Gott ins Gespräch zu gehen und eben auch darüber nachzudenken, was denn eigentlich im letzten Jahr passiert ist, was ich mit ins nächste Jahr nehme und was vielleicht auch noch mal geklärt werden muss.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Pfarrerin Theresa Brückner / © Nora Erdmann (epd)
Pfarrerin Theresa Brückner / © Nora Erdmann ( epd )
Quelle:
DR
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