Kölner Domdechant stellt Programm zum Weihejubiläum vor

"Ein Haus aus lebendigen Steinen"

Der Kölner Dom ist nicht in einem Stück gebaut worden. Während des Langhaus und die Türme erst im 19. Jahrhundert vollendet worden sind, ist der Hochchor bereits 1322 geweiht worden und feiert dieses Jahr sein 700-jähriges Jubiläum.

Blick auf den Hochchor des Kölner Domes / © ilolab (shutterstock)
Blick auf den Hochchor des Kölner Domes / © ilolab ( shutterstock )
Msgr. Robert Kleine / © Nicolas Ottersbach (DR)
Msgr. Robert Kleine / © Nicolas Ottersbach ( DR )

DOMRADIO.DE: Wo genau muss man hin, um den Hochchor des Domes am besten von außen zu sehen?

Msgr. Robert Kleine (Kölner Domdechant): Kirchen haben den Altar immer in Richtung Osten und das ist die andere Rheinseite zum Bergischen hin. Wo jetzt der heutige Dom steht, den wir den neuen Dom nennen, stand vorher ein alter Dom. Dann ist der Teil zum Osten als erstes abgerissen worden und 1248 da begonnen worden, den neuen Dom zu bauen.

Deshalb müssen wir in Richtung Rhein gehen, also genau entgegengesetzt zu den Türmen ganz im Osten zur Philharmonie hin. Da ist der Hochchor. Die gotische Kathedrale ist ja von oben gesehen wie ein Kreuz erbaut. Der Hochchor ist sozusagen das oberste Stück des Langbalkens. Wo das Querhaus ist, wo die Portale zum Roncalliplatz und zum Dom sind, ist schon der neuere Teil und dahinter beginnt der Hochchor, 700 Jahre, unser Geburtstagskind.

DOMRADIO.DE: Der Hochchor ist der älteste Teil der Kathedrale, steht aber oft im Schatten der beiden Domtürme. Dabei hat dieser Chor eine Menge mehr erlebt, oder?

Kleine: Ja, denn der Baubeginn ist am 15. August 1248 gewesen und am 27. September 1322, daher die 700 Jahre, ist der hintere Teil vollendet worden und den konnte man schon richtig als Dom nutzen. Denn wenn man im Inneren des Domes ist, kennt man vielleicht den Vierungsaltar. Das ist da, wo die großen Gottesdienste gefeiert werden.

Da ist dann der Sitz des Erzbischofs und auf der rechten Seite die Kanzel. Da war früher eine hohe Mauer. Und wo jetzt der Dreikönigenschrein steht und das Chorgestühl ist, war der kleine Dom, in dem dann gefeiert wurde. Alles davor, was wir kennen, wenn wir jetzt in den Dom hineinkommen, inklusive Türme, das war eine große Baustelle, bis 1842 sogar zum Teil eine Bauruine.

DOMRADIO.DE: Zum Jubiläum gibt es viele Veranstaltungen. Es gibt auch ein neues digitales Angebot. Was hat es damit auf sich?

Kleine: Natürlich verbinden wir mit dem Dom vor allem die Türme. Aber wenn wir uns in die Zeit von vor 700 Jahren hineinversetzen, dann hatte man eben dieses kleine Teilstück, nur diesen Hochchor. Dann gab es diese von mir genannte Mauer und dahinter waren noch die Reste des alten Domes.

Dieses Erlebnis kann man sich demnächst direkt vor Augen halten, indem man sich einfach in den Hochchor stellt, also vor den Schrein zum Beispiel, und in Richtung Haupteingang guckt. Dann nimmt man ein Tablet, guckt da durch und sieht plötzlich nichts mehr, weil man gegen die Mauer guckt. Es wird eine Visualisierung des Zustands des Domes vor 700 Jahren sein.

DOMRADIO.DE: So kann man sich dann viel besser vorstellen, wie es damals aussah.

Kleine: Vor allem war es auch bunter. Es war viel mehr bemalt, es waren grellere Farben. Das ist schon toll, was da entwickelt wurde. Das wird sicherlich ein besonderes Highlight mit einer Zeitreise werden: Ein Blick aufs Tablet und man ist in die Zeit 700 Jahre in der Vergangenheit versetzt.

DOMRADIO.DE: Wie wird der Hochchor denn gewürdigt? Was findet im Rahmen des Jubiläums statt?

Kölner Dombau

Für alle Arten von Baumaßnahmen und den Erhalt des Bauwerkes sind die Mitarbeiter der Dombauhütte zuständig. Damit setzen sie die Tradition der mittelalterlichen Bauhütten fort.

Heutzutage sind viele verschiedene Gewerke an dieser Arbeit beteiligt. Die größte Gruppe der ca. 60 Mitarbeiter bilden die Steinmetzen und Bildhauer, denn die Erneuerung des verwitterten Steinwerks ist die Hauptaufgabe der Dombauhütte. Hinzu kommen Dachdecker, Gerüstbauer, Schreiner, Maler, Elektriker sowie ein Schlosser und ein Schmied.

Steinmetzarbeit an der Dombauhütte / © Harald Oppitz (KNA)
Steinmetzarbeit an der Dombauhütte / © Harald Oppitz ( KNA )

Kleine: Es geht natürlich einmal um die Architektur der Gotik. Dazu wird es Fachvorträge geben. Wir haben ja das Domforum mit verschiedenen Veranstaltungsangeboten und Formaten. Also, einmal wird die Geschichte beleuchtet: In welchem historischen Umfeld geschah damals der Dombau, dass man etwas Neues bauen wollte? Wie sah Köln damals aus?

Aber es geht ja nicht nur um einen Rückblick auf den Dom, sondern auch darum, wo wir heute stehen. Der Dom ist ja auch als Ort für die vielen Pilger zu den drei Königen gebaut worden. Also: Was haben wir heute für Bezüge zum Pilgern? Wo spielt Gott in unserem Leben eine Rolle?

Es soll auch ein Brückenschlag sein, nicht etwas Historisches, was gefeiert wird, ein Haus aus Stein, sondern wir sind ja als Kirche ein Haus aus lebendigen Steinen. Das wird natürlich im Programm gewürdigt werden.

DOMRADIO.DE: Und es gibt auch einen musikalischen Höhepunkt.

Kleine: Die Jubiläumszeit beginnt konkret am 15. August - da war 1248 die Grundsteinlegung -  und endet am 27. September - da war die Weihe des Hochchores und die Weihe des Hochaltares. Dazwischen haben wir jeden Freitag Konzerte im Dom, und zwar aus sieben Jahrhunderten. Da kommt Mozart vor, da ist aber auch Zeitgenössisches, also mittelalterliche Musik aus Handschriften aus unserer Dombibliothek und es gibt eine Orgelnacht.

Der Höhepunkt wird dann ein eigenes Oratorium sein, das zu Ehren der Heiligen Drei Könige geschrieben worden ist. Anlässlich des Domjubiläums ist es vom Domkapitel beim Komponisten Helge Burggrabe in Auftrag gegeben worden. Das wird an zwei Abenden uraufgeführt und nimmt uns mit auf die Reise der Heiligen Drei Könige und in den Dom vor 700 Jahren.

Bald gibt es das Programm. Wir stricken noch dran, aber wir haben ja auch noch etwas Zeit bis Sommer - ohne Corona, hoffe ich.

Das Interview führte Katharina Geiger.

Robert Kleine

Monsignore Robert Kleine repräsentiert als Stadtdechant die katholischen Kirche in der Stadt Köln. In diesem Amt sorgt er für einen Interessensausgleich zwischen den Gemeinden im Stadtdekanat und dem Erzbischof. Zudem ist er der erste Ansprechpartner der Kirche für die Stadt Köln und gesellschaftliche Vertreter.

Als Vorsitzender des Caritasrates sorgt er dafür, dass die Kirche auch als Sozialer Partner in der Stadt wahrgenommen wird.

Dom- und Stadtdechant Msgr. Robert Kleine / © Beatrice Tomasetti (DR)
Dom- und Stadtdechant Msgr. Robert Kleine / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR