Schäuble: Kirche soll nicht nur mit Betroffenheit reagieren

Kein "Monopol auf Wahrheit"

Vor Beginn des Evangelischen Kirchentags kritisiert Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), dass Religion manchmal als Vorwand für Politik benutzt werde. 

Wolfgang Schäuble (l.) und Reinhard Kardinal Marx / © Markus Nowak (KNA)
Wolfgang Schäuble (l.) und Reinhard Kardinal Marx / © Markus Nowak ( KNA )

Vor Beginn des Evangelischen Kirchentags kritisiert Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), dass Religion manchmal als Vorwand für Politik benutzt werde. "Die Kirche muss aufpassen, dass sie sich nicht nur im Mainstream der Political Correctness mit größter Betroffenheit engagiert", sagte Schäuble im Interview der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

"Dass sich die Kirche in die Fragen des menschlichen Lebens einmischt, dafür ist sie da, und das wird sie auf dem Kirchentag wieder tun", fügte der Minister hinzu. "In weltlichen Fragen hat sie aber nicht das Monopol auf Wahrheit." In der Demokratie könne jeder seine eigene Meinung haben. "Das verstehen diejenigen oft nicht, die sich aus tiefer Glaubensüberzeugung äußern." 

Partnerschaft zwischen Staat und Religionsgemeinschaften

Zugleich betonte der Politiker, er schätze die Partnerschaft zwischen Staat und Religionsgemeinschaften. "Der freiheitliche Verfassungsstaat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht schaffen kann." Auch wenn viel Wissen über das Christentum verloren gegangen sei, sei die Wertebindung der Menschen von der christlichen Tradition geprägt. Indes sei er "manchmal fassungslos, wenn ich sehe, dass viele Jüngere noch nicht einmal die Bedeutung von Karfreitag kennen".

Am Mittwoch wird in Berlin der 36. Deutsche Evangelische Kirchentag eröffnet, der dieses Jahr im Zeichen des 500-jährigen Reformationsjubiläums steht. Die Veranstalter erwarten rund 100.000 Dauerbesucher. Schäuble selbst wird in einer "Bibelarbeit" das Gleichnis vom Zöllner auslegen.

Politiker Wolfgang Schäuble

Der CDU-Politiker Wolfgang Schäuble ist der dienstälteste Abgeordnete der deutschen Parlamentsgeschichte seit 1871. Im November 1972 wurde der gebürtige Freiburger im Wahlkreis Offenburg erstmals in den Bundestag gewählt. Seit fast 50 Jahren hat er ohne Unterbrechung das dortige Direktmandat inne. Am 18. September wird der promovierte Jurist, der neben Rechts- auch Wirtschaftswissenschaften studierte, 80 Jahre alt.

Wolfgang Schäuble (CDU) / © Kay Nietfeld (dpa)
Wolfgang Schäuble (CDU) / © Kay Nietfeld ( dpa )
Quelle:
KNA