Neuer Präsident für den Lutherischen Weltbund

Oberster Lutheraner aus Afrika

Vor allem die weiblichen Delegierten aus Europa und Nordamerika wünschten sich eine Frau an der Spitze des Lutherischen Weltbundes. Doch unter Afrikas Lutheranern gibt es noch keine Bischöfinnen. So wurde es ein Mann.

Musa Panti Filibus, neuer Präsident des LWB / © Albin Hillert (dpa)
Musa Panti Filibus, neuer Präsident des LWB / © Albin Hillert ( dpa )

Wenn er in seiner nigerianischen Heimat einen Gottesdienst leitet, trägt Musa Panti Filibus die goldene Mitra eines Bischofs. Mit einem Krummstab in der Hand zieht er ein. Doch Musa Panti Filibus ist kein katholischer Bischof, auch wenn dieser Eindruck durchaus entstehen kann. Seit Februar ist er vielmehr Erzbischof der Lutherischen Kirche Christi in Nigeria, die rund 2,2 Millionen Mitglieder hat. Am Samstagabend wurde er im namibischen Windhoek zum Nachfolger des Palästinensers Munib Junan (66) zum Präsidenten des Lutherischen Weltbundes (LWB) gewählt.

Damit steht der 57-jährige Theologe nun an der Spitze einer Kirchengemeinschaft aus 145 Kirchen, die in 98 Ländern mehr als 74 Millionen Mitglieder zählen. Wenn es zwischen dem Vatikan und den Lutheranern ökumenische Gespräche gibt, ist er - zumindest protokollarisch - das lutherische Gegenüber des Papstes. Wenn die Vereinten Nationen etwa in der Flüchtlingskrise mit dem respektierten LWB-Hilfswerk zusammenarbeiten, dem sogenannten Weltdienst, trägt er als Präsident die oberste Verantwortung. Wer also ist Musa Panti Filibus, der Bischof aus Nigeria?

Ein alter Bekannter

In den Kreisen des Lutherischen Weltbundes ist der Theologe, dessen Nominierung und Wahl schon lange im Vorfeld der Vollversammlung unter den Mitgliedskirchen ausgehandelt wurde, ein alter Bekannter. Von 2002 an war er Regionalsekretär für Afrika im Büro des Weltbunds in Genf. Später wurde er Direktor für Mission und Entwicklung. 2013 wurde er von seiner Heimatkirche zum Bischof gewählt; seit Anfang 2017 ist er Erzbischof.

Ähnlich wie sein Vorgänger Junan, der vor seiner Wahl LWB-Vizepräsident für Asien war, kennt Filibus den Dachverband also von innen. Zudem setzt der LWB mit seiner Wahl die Tradition fort, einen Präsidenten von jenem Kontinent zu wählen, auf dem die Vollversammlung stattfindet. Nach dem von 1977 bis 1984 amtierenden Tansanier Josiah Kibira ist Filibus nun der zweite Präsident, der vom afrikanischen Kontinent stammt.

"Dritte Welt" im Fokus

Als Nigerianer hat er natürlich besonders die Situation in den Ländern der "Dritten Welt" vor Augen, entsprechend appellierte er in seiner Bewerbungsrede an den Weltbund, diakonische Verantwortung zu übernehmen. Auch die blutige Christenverfolgung durch die Boko-Haram-Milizen steht ihm unmittelbar vor Augen. In zwei Diözesen seiner Kirche ruhte jeglicher Gottesdienst über Monate, weil das gemeinsame Hören auf Gottes Wort für die Christen schlicht zu gefährlich war.

In Windhoek indes forderte er auch Fortschritte in der Ökumene ein: "Wie wir alle wissen, heißt lutherisch zu sein, ökumenisch zu sein", so Filibus. Und auch für eines der Hauptthemen der Versammlung, die Geschlechtergerechtigkeit, setzte er sich ein. Seine eigene Kirche ist eine der wenigen afrikanischen Ortskirchen, die Frauen zu Pastorinnen ordinieren. Auch Filibus selbst ist mit einer von ihnen verheiratet.

Keine Frau an der Spitze

Er reagierte auch auf Kritik am Nominierungsverfahren. Vor allem die weiblichen Delegierten aus den drei europäischen Regionen des Lutherischen Weltbundes sowie aus Nordamerika hatte sich im Vorfeld der Versammlung dafür ausgesprochen, dass erstmals eine Frau den Weltbund leiten sollte. Allerdings gibt es unter Afrikas Lutheranern derzeit schlicht noch keine Bischöfinnen. So ist es nun an Musa Panti Filibus, für die nächsten sieben Jahre die Geschicke des LWB zu leiten.

Benjamin Lassiwe


Quelle:
KNA