Berlins Regierungschef Müller freut sich auf Christentreffen

"Kirchentag kann Mut machen"

Berlin ist in wenigen Wochen Gastgeber des 36. Deutschen Evangelischen Kirchentages. Von dem erwartet sich Berlins Bürgermeister Michael Müller (SPD) maßgebliche Impulse für die gegenwärtigen gesellschaftlichen Debatten.

Glockenturm der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche mit Kirchentags-Motto / © Rolf Zoellner (epd)
Glockenturm der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche mit Kirchentags-Motto / © Rolf Zoellner ( epd )

Berlins Bürgermeister Michael Müller sei sich sicher, dass wie derzeit in allen Bereichen der Gesellschaft das Thema Gerechtigkeit und Solidarität auch im Mittelpunkt des bevorstehenden Christentreffens stehen werde, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Es gehe "um die Frage, wie sich die Gesellschaft gerecht und solidarisch organisieren" lasse.

Der SPD-Politiker unterstrich wenige Wochen vor Beginn des Kirchentages, dass in der Beantwortung der Frage nach Gerechtigkeit und Solidarität auch eine große Chance für den Kirchentag liege - "nämlich deutlicher wahrgenommen zu werden als in früheren Jahren". Müller fügte hinzu: "Und umgekehrt bedeutet das, dass die gesellschaftliche Debatte vom Kirchentag profitieren wird." Der Regierende Bürgermeister sprach von einer Riesenchance für beide Seiten.

Freude über Obama-Besuch

In dem Gespräch mit dem epd drückte Müller seine Vorfreude auf den Evangelischen Kirchentag im Jahr des 500. Reformationsjubiläums aus: "Einerseits ist es für einen regierenden Bürgermeister toll, Gastgeber für so eine große Veranstaltung zu sein; es werden ja immerhin 130.000 bis 140.000 Besucher erwartet." Als evangelischer Christ freue er sich aber auch, das Christentreffen "mal aus dieser Perspektive zu erleben". Und schließlich könne der Kirchentag "in diesen schwierigen politischen Zeiten Halt geben und Mut machen". Besonders freue er sich auch auf den neuerlichen Besuch des früheren US-Präsidenten Barack Obama am Brandenburger Tor und hoffe auf die Möglichkeit einer persönlichen Begegnung.

Berlin als multireligiöse Stadt

Müller wandte sich gegen die Behauptung, der Kirchentag finde in einem entkirchlichten Gebiet statt. Vielmehr sei das Gegenteil der Fall, Berlin sei eine multireligiöse Stadt: "Berlin ist keine eher protestantische oder eher katholische Gegend. Aber man kann nicht sagen, dass es eine areligiöse Stadt ist. Religion spielt in Berlin mit 250 verschiedenen Religionsgemeinschaften eine große Rolle." Der SPD-Politiker räumte ein, dass es um staatliche Zuschüsse für Großveranstaltungen immer Diskussionen gibt, egal ob Sport-, Kultur- oder religiöse Veranstaltung. "Unser Zuschuss ist eine Menge Geld für eine Stadt, die immer noch fast 60 Milliarden Euro Schulden hat", stellte Müller klar. Dennoch habe der Zuschuss des Landes Berlin nicht infrage gestanden. Berlin beteiligt sich laut einem Senatsbeschluss vor zwei Jahren mit 8,4 Millionen Euro am Kirchentag.

Rolle der Kirche

Die These einer abnehmenden Bedeutung der Kirchen teile er nicht, betonte der Regierungschef: "Ich sehe vielmehr inzwischen wieder eine gegenteilige Bewegung. Es gewinnt an Bedeutung, sich für bestimmte Werte engagieren zu können." Es gebe nach seiner Wahrnehmung wieder mehr Interesse an Kirchen, aber auch an Parteien und Gewerkschaften. "Leute suchen wieder Gemeinschaft, um sich für Dinge einzusetzen", fügte er hinzu. Die Frage nach Gerechtigkeit, Solidarität und Werten gewinne an Gewicht und dafür stünden auch die Kirchen.


Michael Müller ist Mitglied der Evangelischen Kirche (dpa)
Michael Müller ist Mitglied der Evangelischen Kirche / ( dpa )
Quelle:
epd