Bundesverdienstkreuz für evangelischen Pfarrer in Rom

Ausgezeichnetes Bemühen um die Ökumene

Neben Kardinal Kurt Koch hat auch Jens-Martin Kruse, der Pfarrer der deutschen evangelischen Gemeinde in Rom, das Bundesverdienstkreuz für seinen Einsatz um die Ökumene erhalten. Dies sei eine besondere Geste, wie er betont.

Bundesverdienstkreuz / © Britta Pedersen (dpa)
Bundesverdienstkreuz / © Britta Pedersen ( dpa )

domradio.de: Die Laudatio bezeichnet Sie als "Botschafter des deutschen Protestantismus", der "unschätzbare Dienste im ökumenischen Miteinander" leistet. Worte von Bundespräsident Gauck sind das - selbst ein evangelischer Pfarrer. Wie sieht Ihre ökumenische Arbeit in Rom aus, die da gewürdigt wird?

Jens-Martin Kruse (Pfarrer der deutschen evangelischen Gemeinde in Rom): Wir sind hier natürlich als evangelisch-lutherische Gemeinde in Rom in einer sehr besonderen Situation gegenüber dem Vatikan und der römisch-katholischen Weltkirche. Der Papst ist zugleich ja auch Bischof von Rom und von daher gibt es tatsächlich eine gemeinsame Ebene, auf der man sich relativ häufig begegnet. Dadurch gibt es vielfältige Kontakte und eine große Nähe, sowie Beziehungen zueinander. So kommt es, dass wir immer mal wieder als Gemeinde auch die Päpste zu Gast haben. So war es im vergangenen November, als Papst Franziskus zu Besuch kam. Das war eine ganz wunderbare und erfüllende Begegnung. Bereits vorher, im Jahr 2010 war Papst Benedikt XVI. zu Gast und im Jahr 1983 Papst Johannes Paul II.

domradio.de: Sie haben nicht als einziger gestern das Verdienstkreuz erhalten, auch Kurienkardinal Kurt Koch, der Vorsitzende des päpstlichen Einheitsrates, wurde geehrt. Was hat er für die Ökumene erreicht?

Kruse: Kardinal Koch ist seit vielen Jahren als Theologieprofessor, dann als Bischof von Basel und schließlich seit sechs Jahren im Vatikan an maßgeblicher Stelle für die römisch-katholische Kirche im ökumenischen Dialog engagiert. Er ist jetzt sozusagen der oberste Förderer der Einheit der Christenheit von Seiten der römisch-katholischen Kirche. Er ist unermüdlich an vielen ökumenischen Dialogen beteiligt. Ich selber habe ihn, was unsere Gemeinde und unsere Kirche anbelangt, als sehr offenen und sehr zuverlässigen Gesprächspartner erlebt, der bereitwillig unsere Anliegen vertreten und weitergeleitet hat. Von daher ist es sehr schön, dass die Bundesrepublik Deutschland ihn als Schweizer mit ausgezeichnet hat. Ich bewerte es insgesamt als schönes Zeichen, dass ein evangelischer und ein römisch-katholischer Geistlicher ausgezeichnet wurden.

domradio.de: Für uns ist es so, dass wir relativ viel über die Verständigung der Konfessionen und Ökumene sprechen. Dass das allerdings auch von der Politik gewürdigt wird und ein paar Tage vor dem Reformationstag diese zwei Bundesverdienstkreuze nach Rom gehen, ist schon eine relativ große Geste, oder?

Kruse: Das ist eine ganz besondere Geste. Ich empfinde es auch so. Aus meiner Sicht heißt das, dass die Bundesrepublik Deutschland sagt, es sei wichtig für das Land der Reformation, dass es in Rom eine lebendige, innovative und mutige Ökumene gibt und dass von Rom aus auch Impulse für die Ökumene kommen. Diese Ehrung ist deshalb zum einen eine Anerkennung dessen, was wir hier seit vielen, vielen Jahren tun. Zudem ist es aber auch eine Ermutigung und Verpflichtung, an dieser Stelle noch mehr zu tun und uns noch intensiver gemeinsam um mehr Einheit unter uns Christen zu bemühen.

domradio.de: Dazu haben Sie am kommenden Sonntag schon die nächste Gelegenheit. In Ihrer deutschen evangelischen Christuskirche in Rom begrüßen Sie Kardinal Marx, den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. Was steckt hinter diesem Besuch?

Kruse: Das ist auch wieder eine ganz schöne Geste und zeigt, wie wichtig unsere kleine Gemeinde hier in Rom für die Gesamtökumene ist. Wir beginnen am kommenden Sonntag bei uns in der Christuskirche unser Doppeljubiläum als Gemeinde mit einem ökumenischen Gottesdienst. Bei dem wird Kardinal Marx die Predigt halten. Wir feiern als evangelische Gemeinde in Rom 200 Jahre evangelischen Gottesdienst in Rom und erinnern zugleich an 500 Jahre Anfänge der Reformation. Kardinal Marx hat sich von uns einladen lassen und war bereit, extra dafür aus München zu kommen, um dieses besondere Jahr an diesem besonderen und wichtigen Ort Rom zu begehen. Das freut uns natürlich sehr und ist für unsere kleine Gemeinde etwas ganz besonderes.

domradio.de: Ich greife noch mal zurück auf die Laudatio: Da steht drin, Sie seien ein Gesprächspartner im Ökumenischen Dialog, auf den wir hier in Deutschland öfter mal hören sollten. Wie sollten wir denn als Christen ökumenisch miteinander umgehen?

Kruse: Hier in Rom leben wir die Ökumene ganz unbekümmert voller Gottvertrauen und tun das, was in der Ökumene heute möglich ist. Das kann man, glaube ich, auch in anderen Kontexten durchaus tun. Man muss nicht zuerst auf das schauen, was vielleicht schwierig ist oder wo man Sorgen und Bedenken hat, sondern man sollte darauf schauen, wie man die Beziehung miteinander stärkt, um dann gemeinsam auf diesem Weg weiter zu gehen. So machen wir es jedenfalls in Rom und so handeln auch viele in Deutschland - und das freut mich sehr.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.

 

Pfarrer Jens-Martin Kruse (deutschsprachige evangelische Gemeinde in Rom) / © privat (DR)
Pfarrer Jens-Martin Kruse (deutschsprachige evangelische Gemeinde in Rom) / © privat ( DR )
Quelle:
DR