Panorthodoxes Konzil setzt Beratungen fort

Kirchenautonomie und Diasporasituation

Die Arbeitsberatungen beim panorthodoxen Konzil auf Kreta schreiten voran. Am dritten Arbeitstag steht eine Beschlussvorlage zur Autonomie einer Landeskirche auf der Tagesordnung. Am Vortag wurde über Probleme der sogenannten Diaspora beraten.

Beratungen beim panorthodoxen Konzil / © Harald Oppitz (KNA)
Beratungen beim panorthodoxen Konzil / © Harald Oppitz ( KNA )

Bei der "Autonomie" geht es um die begrenzte Eigenständigkeit einer Kirche innerhalb ihrer Mutterkirche. So sind etwa die Kirchen von Estland und Finnland "autonome" Kirchen innerhalb des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel. Das Thema der "Autokephalie", also der vollständigen Eigenständigkeit einer Kirche, steht dagegen nicht auf der Tagesordnung des Konzils.

Kein Konsens während der Vorbereitungszeit

Über eine entsprechende Vorlage konnte während der Vorbereitung kein Konsens erzielt werden. Während dabei über das Verfahren als solches weitgehendes Einvernehmen herrschte, konnte noch keine Einigung über den Modus der Unterzeichnung einer Autokephalie-Erklärung erreicht werden. Konfliktreich ist das Thema besonders in der Ukraine, wo es drei orthodoxe Kirchen gibt, von denen nur die zum Moskauer Patriarchat gehörende von den 14 orthodoxen Kirchen anerkannt wird.

Wie das Konzilssekretariat am Mittwoch mitteilte, sind mehr als 320 Journalisten von 138 Medien aus 25 Ländern akkreditiert. Wie aus den mittlerweile vollständig veröffentlichten Listen der Delegationen hervorgeht, werden die zehn teilnehmenden orthodoxen Kirchen durch ihre Vorsteher und 156 weitere Bischöfe vertreten. Die großen Kirchen haben maximal 25 Vertreter, die kleineren sind mit allen ihren Bischöfen anwesend. Kleinste Delegation ist die der orthoxen Kirche der "Tschechischen Länder und der Slowakei" mit ihrem Metropoliten Erzbischof Rastislav (Gont) von Presov und zwei weiteren Bischöfen.

Beratungen über Probleme der Diaspora

Am zweiten Sitzungstag hatte das orthodoxe Konzil auf Kreta über die Probleme der sogenannten Diaspora beraten. Dabei ging es um die von Migranten aus verschiedenen orthodoxen "Mutterkirchen" geprägten Länder vor allem Westeuropas, Nordamerikas und Australiens.

Der Beschlussentwurf enthielt zur offiziellen Festschreibung die bereits 2009 von den Vorstehern der 14 orthodoxen Kirchen getroffene Regelung, die unter anderem regionale orthodoxe Bischofskonferenzen einrichtete (wie etwa in Deutschland) und zunächst nur vorläufigen Charakter hat. Diese hat sich nach verbreiteter Einschätzung bewährt.

Zwischenschritt zu endgültigen kirchenrechtlichen Regelung

Der Pressesprecher des Patriarchats von Konstantinopel, John Chryssavgis, erläuterte vor Journalisten in Kolymvari, die Einrichtung von Bischofskonferenzen sei ein wichtiger Zwischenschritt zu einer endgültigen kirchenrechtlichen Regelung. Eigentlich sei es eine "anomale Situation", dass in einer Region oder Stadt Bistümer oder Gemeinden mehrerer orthodoxer Kirchen existierten, obwohl sich die Orthodoxie als eine gemeinsame Kirche verstehe. Der Pressesprecher des Konzilssekretariats, Erzbischof Job von Telmessos, erklärte, die Diskussion über das Thema sei sehr lebhaft gewesen und noch nicht abgeschlossen.

Wie aus Teilnehmerkreisen weiter zu erfahren war, meinten die einen Redner, dass sich die Bischofskonferenzen gut bewährt hätten, andere wollen wie bisher für jede Mutterkirche in der Diaspora eigenständige, für ihre Leute allein zuständige Bischöfe. Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel will seine prinzipielle Alleinzuständigkeit für die Diaspora auch künftig nicht aufgeben.

Erzbischof Chrysostomos von Zypern forderte mehr Gemeinsamkeit in der orthodoxen Diaspora. Gerade dort müssten die anderen Christen sehen, dass die Orthodoxen in erster Linie orthodox und dann erst Griechen, Russen oder Araber seien. Die Serben schlugen vor, das Thema auf die nächste Session des Konzils zu vertagen, da die beiden großen russischen und arabisch-orthodoxen Diaspora-Kirchen diesmal nicht vertreten seien. Auch Anastasios von Albanien riet zu Behutsamkeit.

Erstes beratenes Dokument verabschiedet

Das erste beratene Dokument über "Die Mission der Orthodoxen Kirche in der modernen Welt" wurde nach Angaben von Erzbischof Job mit kleinen Änderungen verabschiedet und soll nach der endgültigen Unterzeichnung veröffentlicht werden. Chryssavgis und Vertreter anderer Kirchen hoben den Stellenwert des Dokuments hervor. Es betone, dass sich die orthodoxe Kirche zu anstehenden weltweiten Problemen wie Armut, Klimawandel, Diskriminierung und Menschenrechten zu Wort melden und dabei neue Antworten finden müsse, anstatt immer nur die alten zu wiederholen. Erforderlich seien "prophetische, inspirierende, aber auch tröstende Worte", so der Sprecher.

Der Text besteht aus fünf kurzen Abschnitten mit den Überschriften "Die Würde der menschlichen Person", "Freiheit und Verantwortung", "Frieden und Gerechtigkeit", "Frieden und Ablehnung des Krieges" sowie "Die Haltung der Kirche gegenüber Diskriminierung".

Einmütig beschlossen die Konzilsväter nach Angaben des Sekretariats eine Solidaritätsbotschaft an den Patriarchen der syrisch-orthodoxen Kirche, Ignatius Efrem II. Karim, der am Sonntag nur knapp einem Anschlag entkommen war. Die syrisch-orthodoxe Kirche gehört zu den sogenannten altorientalischen Kirchen und nicht zur griechisch-orthodoxen Kirchenfamilie.


Quelle:
KNA