Kirchen rufen G7 zum stärkeren Einsatz für Arme auf

Für globales Gemeinwohl

Die Kirchen in Deutschland rufen die Teilnehmer des G7-Gipfels auf, bei ihren Beratungen und Entscheidungen "zuerst an die Auswirkungen auf die Armen" zu denken. Nur dann könne das Treffen "zur Förderung der weltweiten Gerechtigkeit beitragen".

Reinhard Kardinal Marx und Heinrich Bedford-Strohm (epd)
Reinhard Kardinal Marx und Heinrich Bedford-Strohm / ( epd )

Das betonten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm, in einer am Donnerstag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung, die mit den Worten endet: "In diesem Sinne laden wir alle Christen in Deutschland zum Gebet für ein Gelingen des G7-Gipfels ein."

Eine wichtige Perspektive müsse die Förderung der globalen Gerechtigkeit sein, betonten die Kirchen weiter. Denn "noch immer befinden sich 90 Prozent des Weltvermögens in den Händen von nur zehn Prozent der reichsten Nationen und die ungleiche Verteilung von Lebenschancen hat sich in vielen Ländern verschärft". Deshalb erwarten die Kirchen "eine klare Zusage, den Welthandel und die Wertschöpfungsketten gerechter zu gestalten".

Nationale Interessen zurückstellen

Die Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen treffen sich am Sonntag und Montag auf Schloss Elmau bei Garmisch-Partenkirchen. Beobachter erwarten von der Begegnung Vorgaben der Industrienationen für die Verabschiedung der Nachhaltigen Entwicklungsziele bei der UN-Vollversammlung im September in New York und für die Klimakonferenz im Dezember in Paris.

Bei all diesen Themen, so die Kirchen, sollten die Staats- und Regierungschefs "zugunsten des globalen Gemeinwohls bereit sein, nationale Eigeninteressen zurückzustellen, vor allem auch, was die Öffnung der Märkte für die Produkte der armen Länder betrifft". Darüber hinaus sei es wichtig, dass die G7-Staaten "verbindlich erklären, ihre Mittel für die Entwicklungszusammenarbeit bis 2020 auf 0,7 Prozent des eigenen Bruttonationaleinkommens anzuheben". Oft genug sei dieser Beitrag schon versprochen, das Versprechen dann aber nicht eingehalten worden.

Sorge um die Schöpfung

Bei der UN-Klimakonferenz müsse es gelingen, eine Nachfolgeregelung für das Kyoto-Protokoll zu vereinbaren, "das konkrete Verpflichtungen zur Emissionsminderung sowie Mechanismen vorsieht, die arme Menschen und Entwicklungsländer bei der Anpassung an die negativen Auswirkungen des Klimawandels unterstützen".

Darüber hinaus rufen die Kirchen die G7-Staaten auf, "engagiert auf eine Begrenzung der Erderwärmung auf maximal 2 Grad Celsius hinzuwirken". Denn es seien oft die Ärmsten, die sich nicht vor den Folgen des Klimawandels schützen könnten: "Die Sorge um die Lebensbedingungen auf unserem Planeten muss eine Priorität insbesondere für die Mächtigen und Wohlhabenden dieser Welt bilden."

Marx: Keine pauschale Politikerschelte

Reinhard Kardinal Marx warnte beim Fronleichnams-Gottesdienst auf dem Münchner Marienplatz aber auch vor zu großen Erwartungen an den G-7-Gipfel am Wochenende im bayerischen Elmau gewarnt. Die Annahme sei "viel zu hoch", dass die Staats- und Regierungschefs der sieben wichtigsten Industrieländer "die Welt von heute auf morgen retten und erlösen" könnten, sagte Marx.

Außerdem sei eine pauschale Politikerschelte völlig unangemessen. Stattdessen sollten sich die Menschen in Politik, Parlamenten und Parteien engagieren. Es gebe auch immer noch viel zu wenige Christen, "die sich in diese mühsame Aufgabe hineinbegeben", sagte der Erzbischof von München und Freising.


Quelle:
KNA , epd