Rekowski freut sich auf Zeit als EKIR-Präses

"Neue Türen im alten Haus öffnen"

Manfred Rekowski ist neuer Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Im domradio.de-Interview spricht der 55-Jährige über die neue Aufgabe, gesellschaftliche Herausforderungen an die Kirchen und deren Ökumene.

 (DR)

domradio.de: Wie fühlen sie sich zum Auftakt dieser großen Aufgabe, die sie jetzt übernommen haben?

Rekowski: Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland - das ist schon eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe. Aber in einer Kirche, die sehr vital ist, die sich bemüht, das Evangelium den Menschen auf vielfältige Weise nahe zu bringen - das ist eine sehr schöne Aufgabe.

domradio.de: Sie haben jetzt offiziell die Leitung der rheinischen Kirche, der zweitgrößten evangelischen Landeskirche in Deutschland, übernommen. Was liegt ihnen besonders am Herzen, was sind ihre vorrangigen Ziele?

Rekowski: Unsere kircheninternen Schwierigkeiten und Herausforderungen sind ja bekannt, um die kümmere ich mich prioritär. Es insgesamt darum, als Kirche stark nach außen zu wirken. Wir wollen die Menschen mit dem Evangelium erreichen, wir wollen in der Diakonie, in der Seelsorge und der Bildungsarbeit versuchen, neue Wege zu den Menschen zu gehen. Ich habe da so ein Bild vor Augen, das heißt: Wir wollen im alten Haus der Kirche neue Türen öffnen. Das ist schon eine herausfordernde und große Aufgabe.

domradio.de: Die Landessynode hat sie Anfang Januar für acht Jahre an die Spitze der Evangelischen Kirche im Rheinland gewählt. Diese Landeskirche vereint 2,7 Millionen Protestanten zwischen Niederrhein und Saarbrücken. Was ist da wichtig, gerade wenn man Verantwortung für eine so große Region hat?

Rekowski: Wichtig ist vor allen Dingen, dass man genau hinhört und sich etwas von den Menschen und Gott sagen lässt. Bei einer so großen Kirche kann man nicht mit zentralen Lösungen kommen, man muss davon ausgehen, dass die Situation in Düsseldorf anders ist als in Oberhausen und in Jülich anders als in einem Dorf im Hunsrück. Da müssen wir sehr genau wahrnehmen, in welcher Situation sich die Kirchengemeinden vor Ort befinden und müssen uns dann gemeinsam auf den Weg machen.

domradio.de: Bei ihrer Einführung gestern rief die NRW Ministerpräsidentin, Hannelore Kraft, die rheinische Kirche auf, weiterhin Seite an Seite mit der Politik für soziale Gerechtigkeit zu kämpfen. Wie wichtig ist das für sie, nachdem auch die evangelische Kirche in der Krise ist? 

Rekowski: Das Eintreten für Gerechtigkeit ist in der biblischen Tradition ein Hauptpunkt, das war immer unser Thema. Auch persönlich ist es mir ein wichtiges Anliegen. Wir müssen uns so auch in die politischen Auseinandersetzungen einbringen, dass erkennbar wird, warum wir etwa für Gerechtigkeit eintreten. Das hat sehr viel mit unserem Glaubensbekenntnis zu tun: dass wir an den Gott glauben, der für Gerechtigkeit eintritt. Das ist unser Thema.

domradio.de: Der Kölner Kardinal Joachim Meisner wünschte sich, dass sie sich wie ihr Vorgänger Schneider für die Ökumene einsetzen. Tun sie das?

Rekowski: Die Ökumene ist mir schon ein Herzensanliegen. Ich habe das immer so ausgedrückt: Wenn wir uns gemeinsam an den Wurzeln, die wir haben, orientieren: an der Taufe, an der Bibel, wenn wir entdecken, was uns miteinander verbindet, und wenn wir dann gleichzeitig konfessionsübergreifend auf das schauen, was unsere Gesellschaft braucht, was der Auftrag der Kirche in der Welt ist, dann geht es gar nicht anders, als dass wir ökumenisch nicht nur eine Haftungsgemeinschaft werden, sondern eine Hoffnungsgemeinschaft. Da will ich gerne meinen Beitrag leisten. Für das Grußwort des Kardinals war ich ausgesprochen dankbar. Auch ich wünsche mir, um seine Worte aufzugreifen, eine "kreuzfidele Ökumene".

Das Gespräch führte Monika Weiß.


Quelle:
DR