Wort des Bischofs

Ach Gott, ich muss es dir klagen, dass ich nicht mein Kreuz will tragen!

Kardinal Woelki hat sich in der vergangenen Woche der Wallfahrt zur Bruder-Klaus-Feldkapelle in Wachendorf angeschlossen und dort auch mit den Pilgern die Heilige Messe gefeiert. Doch wer war dieser Bruder Klaus eigentlich?

 (DR)

Auch Heilige haben offenbar ihre Schwächen. Diese klagenden Worte stammen vom großen Schweizer Heiligen Nikolaus von der Flüe. Bekannt ist der besser als Bruder Klaus. Er lebte vor gut 500 Jahren. Zunächst als einflussreicher Bauer mit zehn Kindern. Dann aber zog er, seine Frau hatte wohl zugestimmt, aus dem gemeinsamen Bauernhaus aus und lebte fortan als frommer Einsiedler.

Die moderne Feldkapelle, vor der ich hier stehe, ist diesem Bruder Klaus gewidmet. Die Landwirtsfamilie Trudel und Hermann-Josef Scheidtweiler haben gemeinsam mit dem Schweizer Architekten Peter Zumthor dieses beeindruckende Bauwerk geschaffen. Es gibt also auch heute noch Menschen, die ganz freiwillig eine Kirche aufbauen. Warum aber finanziert eine Landwirtsfamilie diese Kapelle? "Aus Dankbarkeit für ein gutes und erfülltes Leben!" Man höre und staune.

Und warum baut ein weltweit gefragter Stararchitekt wie Zumthor irgendwo auf einem weiten Feld in der Eifel ohne Honorar dieses Gotteshaus? Weil der Heilige Bruder Klaus Zumthor bis heute fasziniert und der Lieblingsheilige seiner Mutter war. So einfach ist das manchmal.

Ist es nicht wunderbar, dass es zu allen Zeiten Menschen gibt, die Ungewöhnliches leisten und auf die Beine stellen, weil sie von Gott und seiner Liebe zu uns Menschen begeistert sind? Auch Sie dürfen sich gerne anstecken lassen und mitmachen. Sie müssen ja nicht gleich ihre Familie verlassen und ein Leben als frommer Einsiedler führen oder eine großartige Feldkapelle aufbauen. Vielleicht ist ein Lächeln oder ein Dankeschön ein erster guter Anfang? "Ach Gott, ich kann nicht klagen und will nur Dank Dir sagen!"

Ihr Rainer Woelki
Erzbischof von Köln