Wort des Bischofs

Ostern 2020 – Ein Fest des Todes?

Die Corona-Pandemie liefert täglich neue Schreckensmeldungen. Wie soll man da das Osterfest begehen? Für Kardinal Woelki ist die Antwort klar: "Wir Christen wollen nicht nur Ostern feiern. Gerade jetzt müssen wir Ostern feiern."

 (DR)

Jeden Tag erreichen uns neue Schreckensmeldungen: Die Zahl der Toten, die weltweit dem Corona-Virus zum Opfer fallen, steigt und steigt – scheinbar unaufhaltsam. In vielen Regionen der Erde werden die Leichen längst mit Lastwagen aus unseren Städten gefahren. Welche Not, welche Trostlosigkeit, wieviel Angst und Schrecken. Und gerade in dieser dunklen Zeit, diesem anhaltenden Karfreitag, wollen wir Christen Ostern feiern? Wollen uns gegenseitig frohe und gesegnete Ostern wünschen?

Wir Christen wollen nicht nur Ostern feiern. Gerade jetzt müssen wir Ostern feiern. Denn Ostern feiern wir, dass nicht der Tod das letzte Wort hat, sondern das Leben! Christus ist von den Toten auferstanden. Am Karfreitag war er unter Qualen am Kreuz gestorben. Noch vor Sonnenuntergang haben sie ihn ins Grab gelegt, das in einen Felsen gehauen war. Damit keiner den Leichnam holte, haben sie es sogar versiegelt und Soldaten als Wache davorgestellt. Am Ostermorgen aber ist das Grab leer. Gott hat den toten Jesus, seinen Sohn, zum Leben erweckt. Er hat ihn nicht in das sterbliche Leben zurückgeholt, das er am Kreuz ausgehaucht hat. Nein, er hat ihn mit seinem eigenen, göttlichen Leben lebendig gemacht, mit seinem Leben also, für das es keinen Tod gibt. Und das Beste daran – die Geschichte ist nicht zu Ende! Denn was Gott an jenem Ostermorgen an Jesus getan hat, das hat er nicht nur für ihn getan, sondern auch für uns, für uns alle.

Im auferstandenen Jesus hat er für uns das Tor zum Leben geöffnet, und zwar zu einem ewigen Leben, das frei ist von Krankheit, von Mühsal und von Leid, das einfach nur noch pures Glück ist. Indem Gott den toten Jesus erweckt hat, wurde unser Leben auf eine völlig neue Grundlage gestellt. Wir laufen nicht mehr auf den Tod zu, sondern auf das Leben. Wir sind erwartet. Da ist jemand, der uns in seine Arme schließen will. Jesus ist es, der auf uns wartet. Der Tod ist nicht mehr die Endstation, sondern das Tor zum Leben bei Gott. Ostern, das ist unsere Begegnung mit dem Auferstandenen. Diese Begegnung geschieht im Glauben. Seine Auferstehung ist auch für uns die Wende vom Tod zum Leben. Das müssen wir einfach feiern – gerade auch in Tagen wie diesen. Denn dadurch, dass wir feiern, erfüllt sich unser vergängliches Leben mit Freude und Hoffnung auf das ewige Leben bei Gott. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen allen von Herzen ein frohes und gesegnetes Osterfest!

Ihr
Rainer Woelki
Erzbischof von Köln


Quelle:
DR