Dreikönigswallfahrt 2020 im Kölner Dom

Pilgermesse des Kölner Stadtdekanats

Die Dreikönigswallfahrt 2020 ist eröffnet. Sehen Sie hier die Pilgermesse aus dem Kölner Dom mit Stadtdechant Robert Kleine. Es singt der Mädchenchor am Kölner Dom unter der Leitung von Oliver Sperling. An der Orgel: Ulrich Brüggemann

Dreikönigswallfahrt 2020 / © Hildegard Mathies (Katholisches Stadtdekanat Köln)

Es ist ein Gottesdienst, auf den sich der Kölner Stadtdechant Robert Kleine jedes Jahr besonders freut: die Pilgermesse des Stadtdekanats zur Eröffnung der Dreikönigswallfahrt. In diesem Jahr findet die gesamte Wallfahrt unter Corona-Bedingungen statt – die Heiligen Drei Könige jedoch könnten auch Vorbilder sein für das Miteinander in der Krise. Und für die Zeit danach, so der Stadtdechant in seiner Predigt.

Die anfänglichen Zeichen der Solidarität, wie das abendliche Klatschen für die Angehörigen medizinischer Berufe und andere Helfer in der Corona-Krise, scheinen zu schwinden, konstatiert der Stadtdechant. Stattdessen nehme der Verdruss zu und die Frage, wann Corona und die Folgen denn vorbei seien. Doch die Welt werde nach der Pandemie nicht mehr die sein, die sie Anfang März – vor Beginn der Corona-Maßnahmen – noch gewesen sei, sagt Kleine. Nicht nur das Reiseverhalten und anderes, sondern auch die Wirtschaft, die Gesellschaft und die Kirche werden anders sein. Oder die Bindung der Menschen an die Kirche. „Einige haben sich vielleicht in der Zeit entfremdet“, so Kleine, „Oder gesagt: Es geht auch ohne.“

 „Eine Hoffnung, eine Vision, ein Ziel“

 So wie die drei Weisen, die als Heilige Könige verehrt werden, zu einer Mission ins Unbekannte aufbrachen, weil sie einem neuen Stern folgten, den sie für ein bedeutsames Zeichen hielten, so könnten sich die Menschen in dieser Zeit gemeinsam auf den Weg machen. Mit einer Hoffnung, einer Vision, einem Ziel. „Die Heiligen Drei Könige können uns auch noch einmal Beispiel sein, wie wir diese Krise bewältigen können“, erläutert der Stadtdechant, „nämlich indem wir nach vorne schauen.“ Die drei Weisen, Sterndeuter oder Könige, als die sie in der Überlieferung gesehen werden, haben sich auf den Weg gemacht. In manchen Überlieferungen stammen sie von den im Mittelalter bekannten drei Kontinenten – Afrika, Asien und Europa – und haben sich dann, dem Stern folgend, zusammengefunden, um am Ende eines langen Weges gemeinsam dem neugeborenen König, Mensch und Gott, Jesus Christus, zu huldigen. Sie können Vorbild sein dafür, „dass auch wir versuchen, miteinander durch diese Krise zu kommen, nicht nur in Köln, nicht nur in Deutschland, sondern mit allen vereint“ , betont Kleine.

Dass die Drei aus den unterschiedlichsten Kontinenten kommen, „zeigt das nicht, was eine Globalisierung auch bedeuten kann?“, fragt der Stadtdechant. Nicht ein Miteinander der reichen gegen die armen Länder, „sondern ein gemeinsames Den-Weg-gehen. Eine Solidarität über Grenzen hinweg, bis nach Griechenland, bis nach Moria und darüber hinaus.“ Es geht – nicht nur in der Pandemie – um die Frage: „Wie gehen wir miteinander um? Wie nehmen wir den anderen wahr? Wie sorgen wir dafür, dass die Würde eines jeden Menschen geachtet wird?“

Solidarität in einer globalisierten Welt

In der Gemeinschaft der Heiligen Drei Könige habe einer den anderen mitgetragen auf ihrem Weg. „ Dafür steht ja auch Kirche. Dafür steht ein Gemeinwesen. Dafür gibt es Solidarität, auch in einer Gesellschaft“, sagt Kleine. Auch sollte es sie geben in einer globalisierten Welt. Am Ende haben die Drei die Erfahrung gemacht: „Wenn sie etwas schenken, gehen sie selber reich beschenkt zurück. Sie waren in ihren Herzen erfüllt. Ist das nicht auch eine Erfahrung, die wir in dieser Zeit machen können? Wenn man anderen etwas gibt, wenn man für andere sorgt, wenn man andere im Blick hat, das einen das selber auch reicht macht?“

Der Mensch sei nicht als Einzelkämpfer unterwegs. Die Heiligen Drei Könige zeigten auch, dass wir als Menschen soziale Wesen sind, dass wir ein Du brauchen, macht Kleine deutlich. „Ein Du ist Gott für uns – aber das andere Du ist der Mensch, die Beziehung, in der ich lebe.“ Und er fragt: „ Was ist ein Mensch ohne Beziehung zu anderen Menschen?“ Selbst wenn kein – anderer – Mensch da sei, könne der Mensch darauf vertrauen, dass Gott da ist, auch und gerade in dieser Zeit, so der Stadtdechant. Doch klar ist für ihn auch, ganz im Sinne von Martin Bubers „Jedes Leben ist Begegnung“: „Ich muss einem anderen begegnen, ich muss mich mitteilen, aussprechen, getröstet werden, Trost hören. Oder mich mit anderen freuen.“

Mit anderen teilen

Es sei gut, mit anderen etwas zu teilen – „vor allem mit denen, die keinen haben, die Angst haben, die Sorge haben“, sagt Msgr. Kleine. Gut ist es auch, finanzielle Mittel zu teilen, „damit Menschen in Ländern, in denen das Gesundheitssystem desaströs ist, auch Hilfe bekommen“, gerade in dieser Zeit der Pandemie. Und der Stadtdechant macht noch einmal Mut: „Auch wenn nicht alles wieder so sein wird wie Anfang März – wir können dafür sorgen, dass es gut weitergeht.“ In der Kirche. In der Gesellschaft. Und im persönlichen Miteinander.

Die Dreikönigswallfahrt 2020 unter dem Leitwort „Wir haben seinen Stern gesehen“ geht bis Sonntag, 27. September. Informationen und Anmeldung unter www.dreikoenige-koeln.de

(Hildegard Mathies, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Katholisches Stadtdekanat Köln)


Der Mädchenchor und Domkantor Oliver Sperling im Kölner Dom / © Beatrice Tomasetti  (DR)
Der Mädchenchor und Domkantor Oliver Sperling im Kölner Dom / © Beatrice Tomasetti ( DR )