Kardinal Meisner ruft junge Soldaten zum Einsatz für Gerechtigkeit auf

35 Jahre Soldatengottesdienst

Zu einem verantwortungsvollen Einsatz hat Joachim Kardinal Meisner junge Soldaten der Bundeswehr aufgerufen. "Ihr stellt euch mit eurer Aufgabe in den Dienst wahrer Menschlichkeit zum Schutz der Freiheit und des Friedens und damit zum Schutz des menschlichen Zusammenlebens in dieser Welt", sagte der Kölner Erzbischof beim 35. Internationalen Soldatengottesdienst im Kölner Dom, zu dem auch Verteidigungsminister de Maizière angereist war.

Kölner Dom: Weltfriedenstagskerze und Bundesverteidigungsminister de Maizière / © Boecker
Kölner Dom: Weltfriedenstagskerze und Bundesverteidigungsminister de Maizière / © Boecker

Aus der Freundschaft mit Gott spüre der Mensch sehr genau, wo die Freiheit mit Füßen getreten werde, wo autoritäres Regime den Menschen und seine Würde zertreten, mahnte der Kardinal am Donnerstag im Kölner Dom. Der Kardinal verwies in seiner Predigt auf das von Papst Benedikt XVI. gewählte Motto des diesjährigen Welttages des Friedens, das lautet "Junge Menschen zu Frieden und Gerechtigkeit erziehen".



"Verantwortete Freiheit geht nicht ohne Gott"

Kardinal Meisner bedauerte in seiner Predigt, dass viele Menschen ein Leben mit Gott als Einengung betrachten. "Es ist einer der grundlegenden Irrtümer unserer Zeit, zu meinen, Gottes Nähe bedrohe", sagte der Erzbischof. Friede und Gerechtigkeit seien ohne Gott nicht zu realisieren. "Verantwortete Freiheit geht nicht ohne Gott", betonte der Kardinal. Von dieser Überzeugung hätten sich angesichts der NS-Gräuel vor mehr als 60 Jahren die Mütter und Väter des Grundgesetzes leiten lassen, als sie die Verantwortung vor Gott in der Verfassungspräambel festschrieben. Es sei genau diese Verantwortung vor Gott, die den Menschen und seine Rechte schützten.



Der Kardinal dankte den Soldaten für ihren Einsatz. "Ihr stellt euch mit eurer Aufgabe in den Dienst wahrer Menschlichkeit zum Schutz der Freiheit und des Friedens und damit zum Schutz des menschlichen Zusammenlebens in dieser Welt", sagte der Erzbischof. "Wenn ihr aus dem Kölner Dom herausgeht, dann seid euch bewusst, ihr tut euren Dienst für ein Land, das wenigstens in Deutschland seine Verantwortung vor Gott ausdrücklich in sein Grundgesetz geschrieben hat."   



Der Kardinal segnete während des Gottesdienstes eine "Weltfriedenstagskerze". Sie soll später zu Soldaten in  den Auslandseinsatz nach Afghanistan als Zeichen der Verbundenheit mit dem Heimatland gesendet werden.



Verteidigungsminister de Maizière besuchte Gottesdienst

An dem 35. Soldatengottesdienst, der aus Anlass des Weltfriedenstages gefeiert wurde, nahmen rund 1.500 deutsche und ausländische Soldaten teil. Auch Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) und der Generalinspekteur der Bundeswehr, Volker Wieker, nahmen an der Feier teil. Im Anschluss an den Friedensgottesdienst folgte eine Begegnung aller Soldaten auf dem Roncalliplatz vor dem Dom und der traditionelle Empfang im Maternushaus.





Bereits 1977 hatten der Kölner Erzbischof und mehr als 1000 Soldaten aller im Bistum Köln stationierten Nationen zusammen Heilige Messe gefeiert. Damals noch in der Apostelkirche. Im Folgejahr wollten noch mehr kommen - zu viele für die romanische Basilika. Ein Umzug in den wenige hundert Meter entfernten Dom wurde notwendig.



In den nächsten Jahren feierten zeitweise bis zu 3.000 Soldaten mit dem Erzbischof von Köln diesen Internationalen Soldatengottesdienst. Nicht selten begleitet von Protesten: Die Demonstranten wandten sich in der Vergangenheit gegen eine Segnung von Soldaten und Waffen. Von einem "Klüngel von Kirche und Militär" war da schon die Rede. Auch Vertreter der katholischen Friedensbewegung "Pax Christi" nutzten in der Vergangenheit die Gelegenheit, um ihren Forderungen Ausdruck zu verleihen, beispielsweise nach einem Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan und mehr Investitionen in Friedensbemühungen.



Angeregt hatte den Gottesdienst indirekt der damalige Militärgeneralvikar Martin Gritz. Die Gemeinschaft Katholischer Soldaten und das Apostolat Militaire International beschlossen 1975 in Rom anlässlich einer Soldatenwallfahrt während des Heiligen Jahres, zu Anfang jeden Jahres Veranstaltungen zum Weltfriedenstag unter dem jeweils vom Heiligen Vater gewählten Motto durchzuführen. So entstand zwei Jahre später die Kölner Tradition auch als Folge der Nähe zur damaligen Bundeshauptstadt Bonn.



2011 kam zu Guttenberg

1990 feierte der damals neue Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner, zum ersten Mal den Gottesdienst. Inzwischen ist es auch zur Tradition geworden, dass der Bundesverteidigungsminister nach Köln kommt. 2011 war der Gottesdienst einer der letzten öffentlichen Termine Karl-Theodor zu Guttenbergs vor dessen Rücktritt. Im domradio.de-Interview betonte der CSU-Politiker die wichtige Rolle der Militärseelsorge und sprach über seinen Glauben und die Bedeutung der Werte des christlichen Abendlandes für die Armee.

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