Kardinal Meisner kritisiert geistige Verführer zum Atheismus

Gesellschaft ohne Gott

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat zu Weihnachten vor einer gottlosen Gesellschaft gewarnt. Wenn der Mensch sich selbst die Welt aneigne, rutsche diese ihm aus den Händen "hinein in den Zustand der Finsternis und Wirrnis am Schöpfungsmorgen".

 (DR)

"Wo man Gottes Geist aus dieser Welt herausbringt, wo man ihn gleichsam wieder ausbürgert, indem man die Kreuze aus den Gerichtssälen trägt oder indem man wie in England Weihnachten nicht mehr Weihnachten nennen darf, dort gerät die Welt wieder in den vorweihnachtlichen Unheilszustand", so der Kardinal in seiner Predigt am Ersten Weihnachtstag im Kölner Dom. Meisner kritisierte zugleich geistige Verführer zum Atheismus. "Es gibt Ideologien unter uns, die den Menschen eine Binde um die Augen legen, so dass sie das Licht nicht mehr sehen können." Dann aber seien diese Menschen auf die Blindenführung der Ideologen angewiesen, so der Kardinal. Von dieser Augenbinde befreie Christus die Menschen in der Heiligen Nacht.



Meisner sprach sich zudem gegen eine zu starke Trennung von Gesellschaft und Glauben aus. Die Welt werde sonst dann wüst und wirr wie am Anfang. Dort, wo der Mensch Gott sein wolle, könne Gott nicht mehr Gott sein, sagte Meisner. "Dort wird er gleichsam enteignet."



Auch in der Christmette an Heiligabend hatte Meisner vor einer Abkehr vom Glauben gewarnt. Manche Menschen lehnten es angesichts von Not und Elend in der Welt ab, Weihnachten zu feiern, sagte der Kardinal. Als Beispiel nannte er "Weihnachtsflüchtlinge", die an diesen Tagen bewusst in Länder verreisen, die von christlicher Kultur nur wenig berührt seien. "Trotz solcher Weihnachtsflüchtlinge, gerade vielleicht wegen solcher Tendenzen ist es wichtig, dass wir bleiben und Weihnachten in aller Innigkeit und Schönheit feiern."



Die Kirche vermittle unbeirrt seit 2.000 Jahren "auch in Zeiten untergehender Kulturen" die Botschaft von der Geburt des Erlösers. Weihnachten sei kein privates Ereignis. Vielmehr sei es "die Hoffnung aller Welt, aller Menschen, aller Religionen", sagte Meisner.



Schumacher: Kind in der Krippe "eine Liebeserklärung Gottes an die Welt und an die Menschen"

Der Besuch der Weihnachtsgottesdienste im Bonner Münster litt unter den Auswirkungen des Winterwetters. Wo sonst kaum noch ein Platz frei ist, um stehend an der Messe teilzunehmen, blieben jetzt sogar noch Sitzplätze unbesetzt. Stadtdechant und Münsterpfarrer Msgr. Wilfried Schumacher sagte in seiner Predigt, das Kind in der Krippe sei eine Liebeserklärung Gottes an die Welt und an die Menschen.



Mit einem Kind, so der Geistliche,  antworte Gott auf die vielfachen Ängste der Menschen, denn ein Kind mache keine Angst: "Es erzählt vom Lebensmut, der in ihm steckt!" Aber das Kind in der Krippe sei mehr. In ihm sei Gott selbst Mensch geworden. "Gott ist kein Seiteneinsteiger, der irgendwann auftaucht, um nach dem Rechten zu sehen, nein Gott hat den "Stallgeruch" des Menschen von Anfang an an sich", so Schumacher.



Deshalb gehe von der Krippe die Botschaft aus: "Fasset Mut und habt Vertrauen!" In dem Kind umarme Gott den Menschen, wie eine Mutter ihr verängstigtes Kind in die Arme nimmt. Deshalb sei die Feier des Weihnachtsfestes nicht Poesie und Kinderromantik, nicht bloß Tannenduft und Kerzenschein, sondern das Echo des Menschen auf diese Liebeserklärung Gottes.



Es werde wahrnehmbar in den Geschenken, die man Menschen macht, die man liebt, die einem etwas bedeuten. Es müsse aber auch hörbar werden, in der Art und Weise wie wir leben und miteinander umgehen.



"Dieses Echo darf nicht verhallen", so der Stadtdechant, "und mit dem Weihnachtsschmuck wieder verpackt werden bis zum nächsten Jahr. Es muss sich äußern, wenn Christen Politik machen, wenn Christen ihr Gemeinwesen gestalten, wenn es darum geht, die Lebensbedingungen von Kindern zu verändern, deren Lebensmut durch die Verhältnisse erstickt wird, die wir Erwachsenen gemacht haben."