Katholiken feiern die Gegenwart Jesu Christi im eucharistischen Brot

Hochfest Fronleichnam

Mit Gottesdiensten und farbenfrohen Prozessionen haben am Donnerstag Katholiken in Deutschland Fronleichnam begangen. In Köln feierte Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki einen großen Gottesdienst vor dem Kölner Dom. Alle Bilder und Videos hier.

Fronleichnam (DR)
Fronleichnam / ( DR )

In seiner Predigt vor hunderten Gläubigen betonte Kardinal Woelki die herausragende Bedeutung der Eucharistie für das gesamte Leben der Menschen. In der Eucharistie sei der Herr "wirklich selbst bei uns. Er schenkt sich uns selbst, um unser Leben zu erhalten und zu stärken". Das sei ein "ganz wunderbares Geschenk", so Woelki. Christus habe seinen Platz "nicht nur in der Kirche, eingeschlossen hinter Mauern, verschlossen in einem Tabernakel", sondern "in allen Bereichen unseres Lebens, in der Familie, im Beruf und in der Freizeit", sagte Woelki an seinem ersten Fronleichnamsfest als Erzbischof von Köln. Gott dürfe nicht ausgeklammert werden, ihm gehöre nicht nur eine Stunde am Sonntag, sondern jede Stunde rund um die Uhr.

Woelki wandte sich nachdrücklich gegen eine Leben ohne Gott: Ein Menschsein ohne Gott sei ein "Weg in die Leere, in die Sinnlosigkeit, in die Nacht". Das vermeintliche Glück ohne Gott sei nur "eine Seifenblase, die noch so schön leuchten mag in der Sonne". Eine Seifenblase werde zerplatzen und verschwinden, so Woelki weiter, Christus dagegen sei "die Erfüllung unseres Menschseins, die Wahrheit, die nicht verdunkelt werden darf". Die menschliche Sehnsucht nach "Sinn, nach Erfüllung, nach einem Glück, dass nicht zerplatzt, nach einem Leben, dass nicht stirbt, nach einer Liebe, die nicht enttäuscht, sondern sogar über die Todesgrenze hinwegträgt in ein neues Leben." Darin "erfüllt sich unser Menschsein, das stillt unsere Sehnsucht nach Glück, Leben, Liebe und ungetrübter Freude".

An dem Gottesdienst nahmen auch Patriarch Gregor III. (Melkitisch griechisch-katholische Kirche, Damaskus), der Kölner Alt-Erzbischof Joachim Kardinal Meisner, Bischof Ilija Janjić (Bistum Kotor, Montenegro) und Bischof Rudolf Deng Majak (Bischof von Wau, Südsudan) teil. Im Anschluss zog die Prozession der Gläubigen durch die Straßen der Innenstadt. Dabei trugen Geistliche die Monstranz mit der Hostie. Neben den Einzelteilnehmern nahmen u.a. folgende Gruppen an der farbenprächtigen Prozession teil: die Pfarreien, die katholische Jugend, die Militärgemeinde, die Innungen, die katholischen Vereine und Verbände, die Ritterorden und die kroatische Mission.

Kardinal Marx gegen zu hohe Erwartungen an den G-7-Gipfel

Der Münchner Erzbischof Reinhard Kardinal Marx hat vor zu großen Erwartungen an den G-7-Gipfel am Wochenende im bayerischen Elmau gewarnt. Die Annahme sei "viel zu hoch", dass die Staats- und Regierungschefs der sieben wichtigsten Industrieländer "die Welt von heute auf morgen retten und erlösen" könnten, sagte Marx am Donnerstag im Fronleichnams-Gottesdienst auf dem Münchner Marienplatz.

Außerdem sei eine pauschale Politikerschelte völlig unangemessen. Stattdessen sollten sich die Menschen in Politik, Parlamenten und Parteien engagieren. Es gebe auch immer noch viel zu wenige Christen, "die sich in diese mühsame Aufgabe hineinbegeben," sagte der Erzbischof von München und Freising.

Becker: Fronleichnam heißt Unterwegssein in die Zukunft mit Gott

Die Prozession an Fronleichnam drückt nach Worten des Paderborner Erzbischofs Hans-Josef Becker das eigene "Unterwegssein in die Zukunft mit Gott" aus. Auf diesem Weg habe jeder die Aufgabe, "Menschen einzuladen und mitzunehmen in die Freude. Wir möchten, dass alle mit uns unterwegs sind in das Licht der Zukunft Gottes", sagte Becker am Hochfest Fronleichnam im Paderborner Dom. Dabei sei diese neue Zukunft nicht das Ergebnis eigener Aktivitäten und menschlichen Engagements, sondern Geschenk Gottes, so der Erzbischof. "Das Brot ist ein Zeichen der Kraft. Wir haben es nötig auf dem Weg in die Zukunft, in die Ewigkeit, in das Reich Gottes", so der Erzbischof. "Der Wein ist ein Zeichen der Freude, er weist hin auf jene Freude, die durch die Gemeinschaft mit Gott und untereinander möglich wird. Die Zukunft Gottes ist für uns ein Fest der Freude", unterstrich Becker.

Der Bund Gottes mit den Menschen werde in Jesus Christus erneuert, sagte der Geistliche. Das Mahl dieses Bundes sei ein Zeichen für die liebende Zuwendung Gottes zu den Menschen. "Mahlgemeinschaft" meine "Kommunikation mit Gott", die auch zur Kommunikation mit den Menschen werde. "Wer kommuniziert und Jesus als das Brot Gottes empfängt, der hat die Aufgabe, auch mit den Menschen zu kommunizieren, mit ihnen in Gemeinschaft zu leben." Mit der Feier der Eucharistie würden Einsamkeit, Orientierungslosigkeit und Selbstentfremdung überwunden.

"Wir empfangen das Brot als Wegzehrung, als Kraft auf dem Weg in die Zukunft mit Gott", erläuterte der Paderborner Erzbischof.

Bischof Overbeck: Einheit, nicht Einheitlichkeit

In Bamberg betonte Erzbischof Ludwig Schick, es sei Aufgabe der Kirche, die Botschaft Jesu unters Volk zu bringen. Gerade in der derzeitigen Umbruchsituation sei dies besonders wichtig, Zeit und Welt müssten sich neu orientieren. Viele stellten sich die Fragen: "Wie wollen wir eigentlich in Zukunft leben? Korrupt wie die Fifa und andere Organisationen oder anständig wie Jesus es vorgelebt habe?"

Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck forderte in Essen dazu auf, die Vielfalt in Gesellschaft und Kirche zuzulassen. So wie die Welt sei "auch unsere Kirche bunt und vielschichtig", sagte Overbeck und verwies als Beispiel auch auf die intensiven Diskussionen über Ehe, Sexualität, Partnerschaft und Familie im Vorfeld der Bischofssynode im Herbst in Rom. Zwar müsse es auch darum gehen, "Einheit zu leben". Einheit dürfe aber nicht mit "Einheitlichkeit" verwechselt werden. Die Einheit sei "differenzierter zu leben und zu verstehen, als viele es sich wünschen und heute denken können", so Overbeck. (domradio.de, KNA)


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