Benediktiner in Siegburg feierten mit dem Kardinal Gottesdienst - Hier in voller Länge als Video

Eine Abtei nimmt Abschied

Mit einem Gottesdienst haben die Siegburger Benediktiner Abschied von ihrem Kloster genommen. In der Abteikirche auf dem Michaelsberg bedauerte der Kölner Kardinal Joachim Meisner die Auflösung des Konventes.

Dr. Guido Schlimbach / © privat (privat)
Dr. Guido Schlimbach / © privat ( privat )

Zugleich dankte der Erzbischof dafür, dass der Michaelsberg durch die Benediktiner für fast 1.000 Jahre zu einer Stätte des Gotteslobes geworden sei. Das "großartige Erbe" sei nunmehr - soweit möglich - Aufgabe aller Christen. Meisner bekundete die Hoffnung, dass die klösterliche Tradition auf dem Michaelsberg fortgesetzt werde. Bereits nach dem Auflösungsbeschluss hatte er angekündigt, sich um eine neue Ordensgemeinschaft zu bemühen.

Wörtlich sagte der Erzbischof: "An diesem Tag verabschieden wir unsere Benediktinermönche von der Stätte ihrer bisherigen geistlichen Wirksamkeit. Bei allen von uns steht nun die Frage im Raum: Wie geht es mit dem Michaelsberg weiter? Ich habe guten Grund zur Hoffnung, dass der Michaelsberg bald wieder von Patres bewohnt werden wird, um dort das Gotteslob zu feiern. Ich bin sehr dankbar, das heute und hier sagen zu können. Ich bitte um Verständnis, dass ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt dazu nicht mehr sagen kann. Beten wir gemeinsam weiter darum, dass uns der Michaelsberg als geistlicher Ort erhalten bleibt."

Nach den Worten des Kardinals führt jeder äußere Verlust zum Innersten, dem Dasein Gottes. Er wohne im Innersten des Leidens und fühle mit den Menschen und den Mönchen. "Gott ist Mitglied des Konventes auf dem Michaelsberg", sagte Meisner. Bei dem letzten gemeinsamen Tag vor der Auflösung gab es außer dem Gottesdienst eine Begegnung auf dem Klostergelände.

Fast 1000 Jahre
Der Orden hatte Anfang November die Schließung der Abtei 946 Jahre nach ihrer Gründung angekündigt. Als Gründe nannte die aus 13 Ordensbrüdern bestehende Gemeinschaft finanzielle und personelle Sorgen.

Die Abtei Michaelsberg wurde 1064 vom Kölner Erzbischof Anno II. gegründet, dessen Gebeine in einem goldenen Schrein in der Abteikirche ruhen. Im Zuge der Säkularisierung wurde das Kloster aufgelöst, 1914 aber durch deutsche Benediktiner aus der niederländischen Abtei Merkelbeek wiederbesiedelt. 1941 lösten die Nationalsozialisten die Abtei erneut auf. Nach Kriegsende wurde das durch Bomben völlig zerstörte Gebäude wieder errichtet. Seit 1997 beherbergt ein Teil der Anlage das Edith-Stein-Exerzitienhaus des Erzbistums Köln.

Die Schuldenfrage habe an den Kräften gezehrt und das geistige Leben der Mönche belastet, hatte der frühere Abt von Kornelimünster, Pater Albert Altenähr, betont. Er hatte die Leitung des Klosters übernommen, nachdem Abt Raphael Bahrs im Mai vorigen Jahres zurückgetreten war. Dieser hatte sich nicht in der Lage gesehen, die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen. Einen Monat später schlossen die Benediktiner ihre Buch- und Kunsthandlung sowie ihren Restaurantbetrieb. Zum Jahresende 2010 fiel dann der Beschluss, die Abtei und das zugehörige Jugendgästehaus ganz aufzulösen. Offen ist, was aus dem bislang in Klosterregie produzierten "Siegburger Abtei-Liqueur" wird.

Nach dem Auflösungsbeschluss hatte es geheißen, die Ordensleute müssten sich ein neues Zuhause in einem der mehr als 30 Benediktinerklöster in Deutschland suchen. Zwei hochbetagte Mitglieder, der 83-jährige Altabt Placidus Mittler und sein Bruder Mauritius (90) bleiben am Ort und wechseln in ein Altenheim am Fuß des Michaelsberges. Bahrs hatte sich bereits nach seinem Rücktritt in die Erzabtei Beuron zurückgezogen.