Kardinal Donald Wuerl

Kardinal Donald Wuerl / © Bob Roller (KNA)

Am Ende wurde die glänzende Kirchenkarriere von Kardinal Donald William Wuerl (77) vom US-Skandal um sexuellen Missbrauch überschattet. Dem Erzbischof der Hauptstadtdiözese Washington, dessen Amtsverzicht Papst Franziskus annahm, wird im sogenannten Pennsylvania-Bericht vorgeworfen, in seinen 18 Jahren als Bischof von Pittsburgh (1988-2006) nicht hart genug gegen sexuelle Übergriffe von Priestern vorgegangen zu sein und Geistliche, die sich an Kindern vergingen, an andere Orte versetzt zu haben. Er selbst räumte mit Blick auf seine Amtszeit in Pittsburgh "Fehleinschätzungen" und "Unzulänglichkeiten" ein.

Der Bericht dokumentiert auch, dass Wuerl die Suspendierung eines des Missbrauchs beschuldigten Priesters gegen eine anderslautende Entscheidung des obersten vatikanischen Gerichts verteidigte. In US-Medien galt Wuerl nach dem Missbrauchsskandal 2002 als Vertreter einer Null-Toleranz-Linie.

Bevor die Vorwürfe gegen ihn lauter wurden, stand Wuerl im Ruf eines konservativen Manns des Ausgleichs in der US-Kirche. Er gehört zu den Wortführern der katholischen Position gegen Abtreibung. Als Verantwortlicher der US-Bischofskonferenz für Glaubensunterweisung gab er den neuen US-Katechismus heraus, noch bevor der Weltkatechismus erschien.

Der am 12. November 1940 geborene Wuerl studierte in seiner Heimatstadt Pittsburgh und am Päpstlichen Nordamerika-Kolleg in Rom Theologie und Philosophie und spricht sehr gut Latein. So eröffnete er 2012 die Bischofssynode im Vatikan mit einer lateinischen Rede. Zwei Jahre nach seiner Priesterweihe wurde er 1968 Privatsekretär des späteren Kurienkardinals John Wright, für den er zehn Jahre lang in der vatikanischen Kleruskongregation tätig war.

International bekannt wurde Wuerl Ende 1985, als der Vatikan ihn zum Weihbischof in Seattle machte und ihm etliche Aufgaben seines Erzbischofs Raymond Hunthausen übertrug. Wegen liberaler Äußerungen zu Sexualmoral und Friedenspolitik hatte Rom eine kirchliche Untersuchung gegen Hunthausen eingeleitet. Nach gut einem Jahr wurde Wuerl aus Seattle abberufen, pausierte einige Zeit und wurde 1988 Bischof seiner Heimatdiözese Pittsburgh. Im Juni 2006 berief ihn Benedikt XVI. zum Erzbischof der US-Hauptstadt, wo er 2008 Gastgeber des Papstes war. 2010 machte ihn der "Professoren-Papst" Benedikt XVI. zum Kardinal. (kna/Stand 12.10.2018)