In Kandahar starb ein Mensch, 16 wurden verletzt, wie örtliche Medien berichteten. Bereits am Vortag waren bei Ausschreitungen in der südafghanischen Stadt neun Menschen ums Leben gekommen. Am Freitag hatte eine erzürnte Menge das Büro der Vereinten Nationen in Masar-i-Scharif, im Norden des Landes, gestürmt und sieben UN-Mitarbeiter getötet.
US-Präsident Obama verurteilte in einer am Wochenende veröffentlichten Erklärung die nachfolgende Gewalt in Afghanistan. Er sagte, die Entwürdigung einer jeden heiligen Schrift sei ein Akt der extremen Intoleranz. Aber auch die Tötung Unschuldiger als Vergeltungsmaßnahme sei eine Abkehr von Menschenwürde und Anstand, wie sie von keiner Religion gebilligt werde. Dafür gebe es keine Rechtfertigung.
Evangelikaler Jones lehnt Entschuldigung ab
Der umstrittene evangelikale Prediger Terry Jones hatte vor zwei Wochen in einer Kirche in Gainesville (Bundesstaat Florida) einen Koran verbrennen lassen. Eine Entschuldigung für die Aktion lehnte er am Wochenende ab. Für die Ausschreitungen müsse allein der radikale Islam zur Verantwortung gezogen werden, sagte er dem Internet-Portal "Welt online". "Der Islam tötet seit Jahrhunderten Menschen." Der Tod der UN-Mitarbeiter sei nicht zu rechtfertigen.
Wie der afghanische TV-Sender "Tolo News" berichtete, zündeten die Demonstranten am Samstag in Kandahar Reifen, Autos und Gebäude an. Am Sonntag zog eine Menschenmenge zum Büro der Vereinten Nationen in der südafghanischen Stadt, der Protest verlief aber friedlicher als am Vortag. Im Osten des Landes blockierten Demonstranten eine wichtige Verbindungsroute.
In Masar-i- Scharif hatten Demonstranten nach dem Freitagsgebet das hochgesicherte UN-Gelände förmlich überrannt. Die aufgebrachten Menschen töteten vier Wachleute aus Nepal, einen Schweden, einen Norweger und einen Rumänen. Zwei der Ausländer wurden nach Medienberichten geköpft. Es war der bislang schwerste Angriff auf die UN am Hindukusch. Der Leiter der UN-Mission in Afghanistan, Staffan De Mistura, kündigte an, die Organisation werde ihre Arbeit im Lande dennoch weiterführen.
Der Polizeichef von Masar-i-Scharif beschuldigte die aufständischen Taliban, den Angriff auf die UN orchestriert zu haben. Ein Sprecher der radikal-islamischen Aufständischen wies dies zurück.
Die Stadt Masar-i-Scharif in der Provinz Badachschan gehört zu einer der Regionen, in der im Juli die Sicherheitsverantwortung von der internationalen Schutztruppe auf die afghanische Armee und Polizei übertragen werden soll.
Jones hatte bereits im September 2010 eine Koran-Verbrannung angekündigt, dann aber abgesagt. Bereits damals war es zu tagelangen gewaltsamen Protesten in Afghanistan gekommen.
Obama verurteilt Koran-Verbrennung
"Extreme Intoleranz"
US-Präsident Barack Obama hat die Verbrennung einer Koran-Ausgabe durch einen Pastor im US-Bundesstaat Florida als Akt extremer Intoleranz kritisiert. In Afghanistan gab es am Sonntag wieder massive Protesten gegen die Koran-Verbrennung.
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