Evangelische und katholische Kirche würdigen Beitz

Einer der Gründerväter der Bundesrepublik

Die beiden großen christlichen Kirchen haben den am Dienstag gestorbenen Unternehmer und einstigen Krupp-Chef Berthold Beitz für seine politischen, gesellschaftlichen und sozialen Verdienst gewürdigt.

Verstorben: Bertold Beitz (dpa)
Verstorben: Bertold Beitz / ( dpa )

Der große Unternehmer und engagierte evangelische Christ habe in einzigartiger Weise das Wirtschaftsleben Deutschlands und besonders das der Rhein-Ruhr-Gegend von der Nachkriegszeit an geprägt, erklärte die Vizepräses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Petra Bosse-Huber, am Donnerstag in Düsseldorf. Auch die evangelische Kirche in Essen und das Ruhrbistum würdigten den im Alter von 99 Jahren gestorbenen Beitz.

Die unternehmerische Verantwortung habe für ihn auch soziale Verantwortung für die Beschäftigten bedeutet, erklärte die Düsseldorfer Theologin. Unvergessen bleibe auch, dass Beitz als 30-jähriger Direktor einer Ölgesellschaft im damals polnischen Boryslaw gemeinsam mit seiner Frau unter Einsatz des eigenen Lebens etwa 150 Juden vor der Deportation gerettet habe, erklärte die Theologin der zweitgrößten Landeskirche.

Auch die beiden Kirchen in Essen, dem Stammsitz des Krupp-Konzerns, würdigten Beitz' Verdienste, vor allem für die Region. Vorbildlich sei sein bürgerschaftliches Engagement gewesen, das das Gesicht der Stadt Essen bis in die heutigen Tage hinein auf vielfältige Weise und zum Wohle aller mitgeprägt habe, erklärte die evangelische Kirche in Essen am Donnerstag. Gerade in dieser Hinsicht habe die evangelische Kirche Beitz viel zu verdanken, unter anderem habe die Krupp-Stiftung den Umbau der Essener Marktkirche, maßgeblich unterstützt.

Teil des Wirtschaftswunders

Auch der Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck sprach von einem verantwortungsvollen Unternehmer, der als Vorsitzender der Krupp-Stiftung die Entwicklung des Ruhrgebiets wesentlich geprägt und mitgestaltet habe. So wäre etwa der Gedächtnisort für den Gründerbischof Kardinal Franz von Hengsbach ohne die Unterstützung der Krupp-Stiftung nicht möglich gewesen.

Die Ruhr-Universität in Bochum (RUB) erinnerte an die vielfältige Unterstützung der Hochschule durch die Krupp-Stiftung. Beitz, Ehrendoktor und Ehrenbürger der Ruhruni, habe sein Engagement als Förderer begonnen, als er den bedeutenden Bücherbestand der Essener Villa Hügel, dem einstigen Stammsitz der Familie Krupp, an die RUB übergab. Auch das 2004 eröffnete einzigartige Schülerlabor für Geisteswissenschaften oder die Schenkung persischer antiker Keramik und Bronzeobjekte seien Beitz zu verdanken.

Der ehemalige WDR-Intendant Fritz Pleitgen, langjähriger Weggefährte, würdigte Beitz als einen Gründervater der Bundesrepublik Deutschland. "Berthold Beitz war für mich gewissermaßen einer der Gründerväter dieser Bundesrepublik Deutschland und eine jener Figuren, die mit zum deutschen Wirtschaftswunder beigetragen haben", sagte Pleitgen dem WDR am Donnerstag.

Der langjährige Krupp-Chef und Vorsitzende der Krupp-Stiftung starb am Dienstag im Alter von 99 Jahren. Nach Angaben der Krupp-Stiftung wird Beitz' Beisetzung im kleinsten Familienkreis stattfinden.

Als Generalbevollmächtigter und Aufsichtsratsvorsitzender baute Beitz das Unternehmen Krupp nach dem Zweiten Weltkrieg wieder mit auf und wandelte nach dem Tod Alfried Krupps das Familienvermögen in eine Stiftung um. Für sein Engagement für die Versöhnung mit den Ländern Osteuropas und mit Israel wurde er mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt, darunter mit dem Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschlands und dem Staatspreis NRW. Für die Rettung von Juden im Zweiten Weltkrieg wurden die Eheleute Beitz 1973 mit dem Ehrentitel "Gerechte unter den Völkern" von der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Israel ausgezeichnet.