Das Dokument der lateinamerikanischen Bischöfe aus Aparecida

"Wir verpflichten uns, die Schwächsten zu schützen"

Die Bischöfe Lateinamerikas und der Karibik veröffentlichten nach ihrer fünften Vollversammlung im brasilianischen Aparecida vom 13. bis 31. Mai 2007 ein Dokument, das die Ziele der Kirche festlegt und dabei besonders auf die "Option für die Armen" eingeht. An der Erarbeitung war maßgeblich Kardinal Jorge Bergoglio beteiligt, der heutige Papst Franziskus. Anlässlich seines Besuchs in Aparecia dokumentiert die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) zentrale Passagen aus der Botschaft der Bischöfe, die dem eigentlichen Schlussdokument vorangestellt war, in einer Übersetzung der Deutschen Bischofskonferenz:

 (DR)

"Die großen Unterschiede zwischen Reichen und Armen fordern uns auf, mit größerem Einsatz Jünger zu werden, die als Tischgemeinschaft das Leben miteinander zu teilen verstehen, die Tischgemeinschaft aller Söhne und Töchter des Vaters, eine offene Tischgemeinschaft, aus der niemand ausgeschlossen sein und bei der niemand fehlen darf. Daher bekräftigen wir die vorrangige, evangeliumsgemäße Option für die Armen.

Wir verpflichten uns, die Schwächsten zu schützen, besonders die Kinder, Kranken, Behinderten, gefährdeten Jugendlichen, Alten, Strafgefangenen, Migranten. Wir wachen über das Recht der Völker, die "vorhandenen Werte in allen Gesellschaftsschichten, vor allem in der ureinheimischen Bevölkerung" (Benedikt XVI., Ansprache bei der Begrüßungszeremonie in Guarulhos Nr. 4) zu verteidigen und zu fördern. Wir werden unseren Beitrag dazu leisten, würdige Lebensbedingungen sicherzustellen: Gesundheit, Ernährung, Bildung, Wohnung und Arbeit für alle.

Die Treue zu Jesus verlangt von uns, die Übel zu bekämpfen, die das Leben schädigen oder zerstören, wie Abtreibung, Kriege, Entführung, bewaffnete Gewalt, Terrorismus, sexuelle Ausbeutung und Drogenhandel.

Wir fordern die Führungskräfte unserer Nationen auf, die Wahrheit zu verteidigen und für das unantastbare, heilige Recht auf Leben und Würde des Menschen von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod Sorge zu tragen.

(...)

Wir hoffen:

- Eine lebendige, treue und glaubwürdige Kirche zu sein, die sich vom Wort Gottes und der Eucharistie nährt.

- Unser Christsein als Jünger und Missionare Jesu Christi mit Freude und Überzeugung zu leben.

- Lebendige Gemeinschaften zu bilden, die den Glauben nähren und zu missionarischem Handeln anregen.

- Die verschiedenen kirchlichen Organisationsformen im Geist der Communio zu respektieren.

- Mündige Laien zu fördern, die Mitverantwortung für die Sendung übernehmen, Gottes Reich zu verkünden und erfahrbar zu machen.

- Die Frauen in Gesellschaft und Kirche aktiv zu beteiligen.

- An unserer vorrangigen und dem Evangelium entsprechenden Option für die Armen mit neuem Bemühen festzuhalten.

- Die jungen Leute bei der Suche nach Identität, Berufung und Sendung und in ihrer Ausbildung zu begleiten, indem wir unsere Option für sie erneuern.

- Mit allen Menschen guten Willens am Aufbau des Reiches Gottes zusammenzuarbeiten.

- Die Pastoral des Lebens und der Familie mutig zu stärken.

- Unsere indigenen und afroamerikanischen Völker zu ehren und zu achten.

- "Damit alle eins werden" im ökumenischen und im interreligiösen Dialog Fortschritte zu machen.

- Diesen Kontinent zum Modell für Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden zu machen.

- Die Schöpfung, das Zuhause aller Menschen, dem Plan Gottes entsprechend zu hüten.

- Für die Integration aller Völker Lateinamerikas und der Karibik zusammenzuarbeiten."