Bischof Ackermann bilanziert Antimissbrauchskongress in Rom

Schmerzhaft und bitter

Als einen "Meilenstein im Engagement gegen sexuellen Missbrauch" hat der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz, Stephan Ackermann, den derzeit in Rom stattfindenden Kongress über sexuellen Missbrauch gewürdigt. Die Tagung zum Thema "Auf dem Weg zu Heilung und Erneuerung" an der Päpstlichen Universität Gregoriana zeige, "wie wichtig der Kirche die Beschäftigung mit diesem Thema ist".

 (DR)

"Der Papst macht damit klar, dass die Kirche die Aufarbeitung weltweit proaktiv und noch systematischer angehen will", erklärte der Trierer Bischof am Mittwoch in Rom.



Auseinandersetzung längst nicht abgeschlossen

An dem hochrangig besetzten Kongress, der am Donnerstag zu Ende geht, nehmen 220 Vertreter von 110 Bischofskonferenzen teil. Das Symposium war mit einer Botschaft des Papstes eröffnet worden, in der er mahnte, die Sorge um die Opfer zu einem Hauptanliegen der Kirche zu machen.



"Der Austausch mit den Bischofskonferenzen anderer Länder zeigt mir, dass wir sowohl in der Aufarbeitung als auch in der Prävention nicht an einem Nullpunkt stehen", betonte Ackermann. Allerdings sei die Auseinandersetzung mit den Vergehen sexualisierter Gewalt längst nicht abgeschlossen. Beschlossene Maßnahmen müssten auch umgesetzt und auf Wirksamkeit überprüft werden.



Schmerzhaft und bitter

Als besonders bewegend schilderte Ackermann den Bericht einer irischen Betroffenen auf dem Kongress, die als Kind Opfer sexuellen Missbrauchs durch einen Geistlichen geworden war. "Es war sehr schmerzhaft und bitter, diese Lebensgeschichte und vor allem das Versagen der zuständigen Autoritäten ungeschminkt zu hören."



Auch die Religionsbeauftragte der Unionsfraktion, Maria Flachsbarth (CDU), würdigte den Kongress als ein "wichtiges Zeichen". Die Kirche unterstreiche damit, "wie sehr ihr an Aufklärung und Prävention gelegen ist", sagte sie in Berlin. Papst Benedikt XVI. habe mehrfach zum Ausdruck gebracht, wie ernst ihm die Unterstützung der Opfer sei. Gleichzeitig erinnerte die CDU-Politikerin daran, dass Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in allen Bereichen der Gesellschaft stattfinde. "Es wäre falsch, wenn wir nur auf die Kirche schauen würden", so Flachsbarth.



Aus Deutschland nimmt an dem Kongress auch der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, teil. Er wird morgen vor den Teilnehmern sprechen. Am 20. Januar 2012 wurde in München ein internationales Kinderschutzzentrum der Päpstlichen Universität Gregoriana eröffnet. Träger ist das Erzbistum München und Freising. Das Zentrum wird auf dem Kongress vorgestellt.