Schauspieler Heinz Bennent wird 90 Jahre

Ein besessener Theatermensch

Der Schauspieler Heinz Bennent ist ein besessener Theatermensch, ein exzellenter Schauspieler. Die Liste seiner Erfolge ist lang, seine Schauspielerkarriere begann vor rund 65 Jahren. Trotzdem sagte er einmalt: "Die wirklich wichtigen Erlebnisse in meinem Leben hatten nichts mit meinem Beruf zu tun." Heute wird er 90 Jahre alt.

Autor/in:
Wilhelm Roth
 (DR)

Bennents vielleicht bekannteste Filmrolle spielte er 1980 in François Truffauts "Die letzte Metro" an der Seite von Catherine Deneuve - ein jüdischer Theaterdirektor in Paris, der sich während der deutschen Besatzung im Keller seines eigenen Theaters verstecken muss. Und seine wohl schönste Theaterrolle war 1988 an den Münchner Kammerspielen der Schauspieler Karl Joseph in der Komödie "Besucher" von Botho Strauß.



Seinen Wohnsitz hat Bennent, der 1921 in Stolberg bei Aachen geboren wurde, schon seit langem in der Schweiz, in Lausanne. Dort wurden auch seine beiden Kinder geboren, Anne 1963 und David 1966. Sie wurden ebenfalls Schauspieler und sind dem heutigen Publikum inzwischen vertrauter als ihr Vater, auch wenn sie oft mit ihm zusammen auftraten.



Vater und Sohn

David, der als der kleingewachsene Oskar Matzerath im Film "Die Blechtrommel" (1979) zum gleichnamigen Roman von Günter Grass berühmt wurde, war zum Beispiel Partner seines Vaters in einer Lausanner Inszenierung von Samuel Becketts "Endspiel" 1995/96. Und Anne spielte unter anderem 1987 in Salzburg in Arthur Schnitzlers "Der einsame Weg" an der Seite von Heinz Bennent. Aber beide haben längst ihre eigenständige Karriere gemacht, Anne auch als Sängerin, David als Darsteller im Ensemble von Peter Brook.



Heinz Bennent, der im Zweiten Weltkrieg noch zum Bodenpersonal der Luftwaffe eingezogen wurde, stand nach kurzer Ausbildung erstmals 1945 in Karlsruhe auf einer Bühne. In den folgenden Jahrzehnten spielte er an fast allen großen deutschen, aber auch an französischen Theatern und in Salzburg. Er war in beiden Sprachen und beiden Kulturen zu Hause, der deutschen und der französischen. Dabei arbeitete er mit wichtigen Regisseuren zusammen wie Hans Lietzau, Thomas Langhoff, Ingmar Bergman, Klaus Michael Grüber oder Dieter Dorn.



Einem breiten Publikum bekannt wurde er aber vor allem durch seine Filmauftritte, etwa in Hans W. Geißendörfers "Die Wildente" (1976), Ingmar Bergmans "Schlangenei" (1977), Volker Schlöndorffs "Blechtrommel" (1979), Claude Gorettas "Der Tod des Mario Ricci"

(1982) oder 1999 in der Ingrid-Noll-Verfilmung "Kalt ist der Abendhauch" von Rainer Kaufmann, wo er einen alten Mann spielt, der nach Jahrzehnten seine frühere Liebe wiedertrifft.



Konzentration auf das Wesentliche

Auch im Fernsehen war Bennent schon von den 50er Jahren an präsent. Er spielte in Literaturverfilmungen mit, aber auch in Krimiserien wie "Der Kommissar" und "Derrick". Zuletzt verkörperte er 2004 in dem französischen TV-Film "Marie und Freud" von Benoit Jacqot die Rolle von Sigmund Freud.



Im Film, so sagte Bennent einmal in einem Interview mit dem ihm eigenen Understatement, müsse man nicht spielen, "im Film muss man sein". Seine volle Virtuosität konnte er deshalb erst auf der Bühne entfalten. Im Alter konzentrierte er sich immer mehr auf das Wesentliche, das Einfache. So verkörperte er neben dem Clown Hamm in Becketts "Endspiel" zum Beispiel den Narren im "Lear" in einer Inszenierung von Dieter Dorn. Und wenn er mit seinem Sohn David auf Tournee ging, las der Vater Hölderlin, der Sohn Heiner Müller.