US-Präsidentschaftskandidatin Bachmann mit antikatholischen Wurzeln

Liebling der "Tea Party"

Schon seit längerem ist Michele Bachmann, die Kongressabgeordnete für den Bundesstaat Minnesota, der absolute Liebling der "Tea Party". Doch zum Stolperstein könnte für die Präsidentschaftskandidatin ihre kirchliche Vergangenheit werden.

Autor/in:
Ronald Gerste
 (DR)

Diese konservative, massiv Obama-feindliche Strömung scheint die Politik der Republikanischen Partei zunehmend zu bestimmen. In den vergangenen Tagen, kurz nach Verkündigung ihrer Kandidatur für die Präsidentschaft im nächsten Jahr, hat sich Bachmann sogar in die Favoritenposition gebracht. Aus einer in wenigen Wochen anstehenden ersten Mitgliederbefragung in Iowa, einem sogenannten "straw poll", könnte sie nach gegenwärtigem Stand der Umfragen als Siegerin hervorgehen - was ihr eine vortreffliche Ausgangsposition für die richtigen Vorwahlen verschaffen würde.



Die Kandidatin, die ihr politisches Programm vor allem durch ihre Selbsteinschätzung als Christin artikuliert und deren Rhetorik oft von einer Schärfe ist, die selbst in der tief gespaltenen amerikanischen Gesellschaft aufhorchen lässt, könnte nun allerdings in Schwierigkeiten mit der größten durch ihren Glauben definierten Gruppe der amerikanischen Bevölkerung geraten: den Katholiken, die sonst durchaus den Republikanern zuneigen.



Am Donnerstag (Ortszeit) sorgte eine Online-Veröffentlichung von Joshua Green, leitender Redakteur der angesehenen und eher liberalen Zeitschrift "The Atlantic", für Aufsehen. Green hatte Bachmanns Vergangenheit als Kirchenmitglied recherchiert. Er fand heraus, dass Bachmann bis vor kurzem Mitglied der Wisconsin Evangelical Church Synod, abgekürzt WELS, war. Diese 1850 gegründete Kirche mit ihren rund 400.000 Mitgliedern gehört zwar dem Verbund lutherischer Gemeinden an, ist jedoch im Gegensatz zu den meisten lutherischen Kirchen nicht liberal, sondern konservativ - und massiv antikatholisch. In den Lehren der WELS wird der Papst als Antichrist bezeichnet. Zwar spreche die Gemeinde den Katholiken das Christsein nicht ab, doch sei die Ausrichtung gegenüber Rom wenig freundlich.



Von Hass geprägt und eindeutig antikatholisch

Bachmann, so wird der Pressesprecher der WELS zitiert, habe die Kirche vor etwa einem Jahr verlassen. Das dürfte etwa der Zeitraum sein, in dem sich die Politikerin mit dem Gedanken an eine Präsidentschaftskandidatur befasst hat. Der Präsident der Catholic League, Bill Donohue, nannte die Lehren der WELS unterdessen "scheußlich", von Hass geprägt und eindeutig antikatholisch. Über Bachmann wolle er sich nicht äußern, doch erwarte er von ihr eine Stellungnahme: "Obama musste Rede und Antwort stehen für [den umstrittenen und weißenfeindlichen Pfarrer] Wright; und das ist nun etwas, das Bachmann klarstellen muss."



Die religiöse Einstellung steht im Zentrum des bachmannschen Wahlkampfes, die inzwischen in puncto Beliebtheit bei fundamentalistischen Konservativen der noch nicht offiziell kandidierenden Sarah Palin den Rang abgelaufen zu haben scheint. In Iowa hat sie jüngst einen "Eid" abgelegt, in dem unter anderem "Homo-Ehe", Pornografie sowie der Dienst von Homosexuellen und Frauen in den Streitkräften abgelehnt wird. Kritiker sehen viele ihrer Positionen als paternalistisch an - von Feministinnen dürfte sie keine Stimme kriegen.



Erst am Dienstag geriet Bachmann mit ihrem Weltbild erneut in die Nachrichtensendungen. In einem von ihr und ihrem Mann betriebenen psychotherapeutischen Beratungszentrum wurde Homosexuellen eine "Therapie" angeboten, mit denen sie "geheilt" und zur "Normalität" zurückgeführt werden sollen.



Bachmann hat inzwischen erklärt, sie "liebe Katholiken". Das wird sie aus wahltaktischen Gründen auch müssen. Schließlich haben die Bemühungen von Karl Rove, dem Strategen des evangelikalen Präsidenten George W. Bush, um katholische Wähler wesentlich zu dessen Wiederwahl 2004 beigetragen.