Bistum Würzburg und Miltenberg eröffnen neues Museum

Persönliche Einblicke

Werke von Sigmar Polke, Joseph Beuys, Michael Triegel, Thomas Lange oder Mutsuo Hirano. Insgesamt 6.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche - die Kunstsammlung der Diözese Würzburg ist die weltweit größte kirchliche nach den Vatikanischen Museen. Und ab heute um ein Museum reicher.

 (DR)

Jürgen Lenssen müsste eigentlich Routine im Eröffnen neuer Museen haben. Doch wenn ab heute jenes auf der Mildenburg in Miltenberg der Öffentlichkeit präsentiert wird, steht auch der Kunstreferent der Diözese Würzburg ein Stück mehr im Mittelpunkt. Denn in der Burg aus dem 16. Jahrhundert werden nicht nur 211 Ikonen präsentiert, sondern auch 234 zeitgenössische Werke aus der Privatsammlung des Prälaten. Er hat sie der Diözese gestiftet, damit sie in Miltenberg gezeigt werden können. "Irgendwann hätte sie das Bistum sowieso bekommen."



Es sind große Namen, die der umtriebige und nicht immer unumstrittene Kunstreferent zusammengetragen hat: Sigmar Polke, Joseph Beuys, Michael Triegel, Thomas Lange oder Mutsuo Hirano - Künstler, die in der Diözese Würzburg keine Unbekannten sind. Schließlich hat Lenssen für das Bistum sehr viele Werke zeitgenössischer Künstler des 20. und 21. Jahrhunderts gesammelt, ihnen Aufträge für Kirchengestaltungen gegeben. Ende August erst soll ein neues Altarbild des ostdeutschen Künstlers Triegel im unterfränkischen Dettelbach seinen Platz finden.



Stolzer Domkapitular

Das Museum in Miltenberg ist das neunte, das Lenssen eröffnet hat, teils in Trägerschaft der Diözese, teils wie nun am Untermain in der Verantwortung der Gemeinden. Hochwertige Kunst soll auf diese Weise dezentral, in allen Teilen des Bistums, präsent sein. Sie erstreckt sich in der Summe auf inzwischen mehr als 6.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Damit ist die Kunstsammlung der Diözese das weltweit größte kirchliche Museum nach den Vatikanischen Museen, wie der Domkapitular nicht ohne Stolz vermerkt.



Am Nikolaustag 2000 trat die Stadt Miltenberg mit der Idee für ein Museum auf der Mildenburg an Lenssen heran. Immerhin hatte sie bereits 1979 das Bauwerk gekauft, ohne dass sich eine Nutzung ergab. So scheiterten etwa Pläne für eine Außenstelle des Bayerischen Nationalmuseums in den 1980er Jahren. 2005 stellte Lenssen sein Konzept vor, 2009 gab es das endgültige Ja. Drei Millionen Euro kostete das Museum, 2,7 Millionen trägt die öffentliche Hand, den Rest das Bistum.



Es geht um Verkündigung

Lenssen geht es nicht um Masse oder die reine Präsentation von Kunst. Seine Ausstellungen sind immer Verkündigung - auch in Miltenberg. "Ein- und Ausblicke" soll das Museum bieten. Es geht um die Transzendenz. Basis dafür ist die Sammlung russischer und griechischer Ikonen sowie rumänische Hinterglas-Ikonen von Joachim und Marianne Nentwig, eine Stiftung an die Diözese.



In jedem Raum hängt ein solches Kunstwerk, präsentiert auf vergoldeten Stelen. Sie geben auch das biblische Thema vor. Kontrastiert wird dies mit den zeitgenössischen Werken - ein Gegensatz, den Lenssen gern pflegt, etwa im Museum am Dom in Würzburg. In Miltenberg geht es um das Spannungsfeld zwischen dem ostkirchlichen Verständnis von Transzendenz und dem lateinischen. Während in den Ikonen die Gläubigen Christus und den Heiligen Geist erkennen und so eine Verbindung zu Gott und der himmlischen Welt entsteht, sprechen die modernen Werke eher von einer Suche nach Transzendenz.



Der Besucher soll sich selbst seine Gedanken machen

Da hängt unter dem Motto "miteinander Erfüllung finden" eine griechische Ikone aus dem 17. Jahrhundert, die das Abendmahl darstellt. Deutlich größer dagegen Sigmar Polkes Werk "S.H. - oder wann zählen die Punkte" aus dem Jahr 2002. Und auch Michael Triegel greift in einer Radierung das Thema Abendmahl auf. Dezent sind die Werke beschriftet. Mehr als dies und das Motto gibt es für den Betrachter nicht. Er soll sich selbst seine Gedanken machen.



Und die Aussicht von der Burg genießen. Die Fenster sind nicht wie sonst im Museum verhängt. Mit Kreide hatte Lenssen die Sonnenstrahlen auf dem Boden aufgemalt, um Grafiken so zu hängen, damit sie nicht beschädigt werden. "Es geht ja auch um Ausblicke."