Augsburg trauert um Ehrenbürger Mietek Pemper

Trauer um Schindlers Helfer

Die Stadt Augsburg trauert um ihren Ehrenbürger, den einstigen Mithelfer beim Verfassen der weltbekannten Schindler-Liste, Mietek Pemper. Die Stadt hatte Pemper 2007 zu ihrem Ehrenbürger ernannt.

 (DR)

Wie die "Augsburger Allgemeine" in ihrer Donnerstagausgabe berichtet, starb der Holocaust-Überlebende und Helfer von Oskar Schindler bereits am Dienstag im Altern von 91 Jahren im Klinikum der Stadt. Ab Freitag liegen Kondolenzlisten im Rathaus aus, wie die Stadt mitteilte. Eine Woche lang hätten die Augsburger Bürger Gelegenheit, sich darin einzutragen. Zudem wurde für Freitag Trauerbeflaggung angeordnet.



"Bedeutender Brückenbauer"

Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) würdigte Pemper als einen "bedeutenden Brückenbauer zwischen der jüdischen und christlichen Religionen und einen Versöhner zwischen den Generationen". In "bemerkenswerte Weise" habe Pemper die Ideale der Verständigung und des Dialogs gelebt und damit einen "unschätzbaren Beitrag" für das gesellschaftliche Zusammenleben in der Friedensstadt Augsburg geleistet.



Die Beisetzung Pempers findet nach Angaben der Stadt im engsten Familienkreis auf dem jüdischen Friedhof statt. In der Synagoge solle zu einem späteren Zeitpunkt eine Trauerfeier stattfinden. Der Augsburger Stadtrat will in seiner Sitzung am 30. Juni seiner Gedenken.



Einer der wichtigsten Helfer Schindlers

Pempers Erinnerungen lieferten eine wesentliche Grundlage zu Steven Spielsbergs berühmten Film "Schindlers Liste". Im Drehbuch wurde Pempers Mitwirken bei der Erstellung der Liste in die Figur von Schindlers jüdischen Buchhalter Itzhak Stern eingearbeitet. Der 1969 in Israel verstorbene Stern und Pemper zählen zu den wichtigsten Helfern Schindlers bei der Rettung von mehr als tausend KZ-Häftlingen.



Pemper musste als Gefangener im Lager Plaszow bei Krakau von März 1943 bis September 1944 dem KZ-Kommandanten Amon Göth als Stenograf dienen. Dort las er heimlich die geheime dienstliche Post Göths mit und gab Schindler entscheidende Informationen weiter. Zusammen mit anderen half Pemper mit, die Listen Schindlers zu erstellen und tippte Teile davon selbst.



Wichtiger Zeuge in Kriegsverbrecherprozessen

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs galt Pemper als einer der wichtigsten Zeugen in den Prozessen, die in Polen gegen KZ-Kommandant Göth und andere Kriegsverbrecher geführt worden waren. Im Jahr 1958 ließ er sich in Augsburg nieder und arbeitete dort als Unternehmensberater. Seit den 80er Jahren hielt Pemper Vorträge in Schulen über Schindlers Wirken. Bei der Verfilmung von "Schindlers Liste" galt er später als einer der wichtigsten Berater Spielbergs. Pemper veröffentlichte seine Erinnerungen auch in Buchform. Pemper hatte zuletzt in einem Altenheim in Augsburg gewohnt.