Benedikt XVI. besetzt zentrale Kurienposten neu

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Papst Benedikt XVI. hat am Dienstag seit längerem erwartete Personalveränderungen in der römischen Kurie vorgenommen. Innenminister Fernando Filoni (65) wird an die Spitze der wichtigen Missionskongregation versetzt, wo er Kardinal Ivan Dias (75) ablöst.

Auf Filonis Platz als Substitut und Leiter der Ersten Sektion des Staatssekretariats rückt der bisherige Papst-Botschafter in Kuba, Giovanni Angelo Becciu (62), nach. Unter Leitung von Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone und neben Außenminister Dominique Mamberti gehört er damit zu den drei engsten institutionellen Mitarbeitern des Papstes.



Es war absehbar, dass der Papst als Innenminister wieder einen Italiener berufen würde. Und zwar einen erfahrenen Diplomaten und Botschafter einer großen Nuntiatur. Daher zählte Becciu zum kleinen Kreis der immer wieder genannten Kandidaten für die vatikanische

Koordinations- und Schaltstelle, an der die Fäden der übrigen Kurienbehörden wie auch die der päpstlichen Diplomaten zusammenlaufen.



Der am 2. Juni 1948 in Pattada in der sardischen Provinz Sassari geborene Geistliche und promovierte Kirchenrechtler ist seit 27 Jahren im diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls tätig. Er war auf Auslandsposten in den USA, Großbritannien und Frankreich, aber auch in Neuseeland und in afrikanischen Staaten wie Liberia, Sudan und Zentralafrika. Seit 2001 ist er Botschafter im Rang eines Erzbischofs. Zunächst war er Nuntius in Angola, wo er im März 2009 den Papst bei dessen Afrikareise begrüßte - und offenbar einen guten Eindruck gemacht hat. Zuletzt war er zwei Jahre lang auf Kuba, wo er anscheinend ebenfalls gute Arbeit geleistet hat.



Damit ist an der Kirchenspitze weiterhin die nationale Ausgeglichenheit gewahrt: Es ist liegt nahe, dass unter einem nichtitalienischen Papst der Kardinalsstaatsekretär Italiener ist, und es hat sich eingebürgert, dass einer der beiden Stellvertreter des Staatssekretärs aus Italien kommt, der zweite dagegen aus einer anderen Sprach- und Weltregion. So arbeitet der stärker theologische ausgerichtete Kardinal Bertone künftig mit zwei Berufsdiplomaten zusammen, mit dem Italiener Becciu und dem Franzosen Dominique Mamberti.



Für Filoni ist die Berufung an die Spitze der Kongregation für die Evangelisierung der Völker eine Ehre und Aufwertung. Neben der Glaubenskongregation ist es das mächtigste Ministerium im Vatikan, was auch in der Bezeichnung ihres Präfekten als "Roter Papst" zum Ausdruck kommt. Filoni, der sich zuvor als Botschafter im Irak hohe Verdienste erworben hatte, wird beim nächsten Konsistorium sicher in das Kardinalskollegium aufgenommen. Den arbeitsintensiven und aufreibenden Platz im Apostolischen Palast überlässt er einem etwas Jüngeren; dafür zieht er in den Palazzo der "Propaganda fide" an der Spanischen Treppe.



Damit dürften die Personalveränderungen am Vatikan freilich noch nicht abgeschlossen sein. Denn etliche römische Kardinäle haben die Altersgrenze von 75 Jahren bereits erreicht. Der Erzpriester von Santa Maria Maggiore und frühere Bostoner Kardinal Bernard Francis Law wird im November bereits 80 Jahre alt. Kardinal Raffaele Farina, der Bibliothekar und Archivar der Kirche, ist 77. Jenseits der Pensionsgrenze sind ebenfalls der Leiter des Governatorats des Vatikanstaats, Giovanni Lajolo (76), Großpönitentiar Fortunato Baldelli (75), Wirtschaftspräfekt Velasio De Paolis (75) und der Großmeister der Grabesritter, John Patrick Foley (75).