Mehr als 80.000 Kirchenaustritte in Bayern

Deutlicher Anstieg

In Bayern sind 2010 rund 80.000 Christen aus den beiden großen Kirchen ausgetreten. Die evangelische Kirche verlor etwa 20.000, die katholische etwas mehr als 60.000 Mitglieder.

 (DR)

Während die Austrittszahl der Landeskirche sich auf dem Niveau der Vorjahre bewegte, stieg sie in den sieben katholischen Bistümern um durchschnittlich 50 Prozent. Proportionaler Spitzenreiter war das Bistum Augsburg mit einem Anstieg um fast 73 Prozent, am Ende rangierte das Erzbistum München-Freising mit knapp 30 Prozent.



Wie die sieben Bistümer übereinstimmend berichteten, fiel der Höhepunkt der Austrittsbewegung auf das Frühjahr 2010. Damals sorgten der Missbrauchsskandal und die Affäre um den Augsburger Bischof Walter Mixa für anhaltende Negativschlagzeilen über die katholische Kirche. Im zweiten Halbjahr habe sich die Austrittsbewegung wieder auf dem Niveau vor der Krise eingependelt, hieß es in den Bistümern.



Erstmals nach 1949 war der Anteil der Katholiken, die ihrer Kirche den Rücken kehrten, mit 0,9 Prozent aller Mitglieder höher als der in der evangelisch-lutherischen Kirche. Bei ihr betrug der Schwund 0,77 Prozent. Sollte sich dieser Trend auf Bundesebene bestätigen, wo noch nicht alle Daten vorliegen, entspräche dies rund 220.000 katholischen und 185.000 evangelischen Kirchenaustritten.



Die Landeskirche registrierte zugleich einen deutlichen Anstieg der Eintritte. Knapp 5.500 Personen wurden 2010 im Freistaat evangelisch, nach rund 3.500 im Vorjahr. Woher dieses Plus resultiert, muss nach Auskunft des Sprechers des Landeskirchenamts erst noch ausgewertet werden.



Die katholische Kirche hat 2010 nach dieser Bilanz gravierende Mitgliederverluste hinnehmen müssen. Der Schwund fiel im Rückblick allerdings nicht ganz so heftig aus, wie noch vor sieben Monaten befürchtet. Damals hatten Sozialwissenschaftler eine doppelt oder gar dreimal so hohe Austrittszahl im Vergleich zu 2009 prognostiziert.