Bischof sieht keine Gefahr für Christen durch Unruhen in Libyen

"Es ist alles unter Kontrolle"

Trotz der Unruhen in Libyen sieht der katholische Bischof von Tripolis, Giovanni Innocenzo Martinelli, keine Gefahr für die christliche Minderheit. Weder habe es Kundgebungen gegen Christen noch im Umfeld von kirchlichen Einrichtungen gegeben, sagte Martinelli am Donnerstagabend.

 (DR)

Laut Medienberichten kamen bei Zusammenstößen zwischen Regimegegnern und Sicherheitskräften in Bengasi und anderen Städten des nordafrikanischen Landes mehrere Menschen ums Leben.



"Es ist alles unter Kontrolle, nichts, was uns beunruhigt", berichtete Martinelli telefonisch von seinem Dienstsitz in Tripolis. Er rechne damit, dass sich die Lage in wenigen Tagen beruhige, nachdem die Regierung von Staatschef Muammar al-Gaddafi mit Preisminderungen für Grundnahrungsmittel ein Entgegenkommen für die ärmeren Bevölkerungsschichten gezeigt habe.



Keine Gefahr antichristlicher Übergriffe

Martinelli wies zugleich eine Gefahr antichristlicher Übergriffe zurück. "Wir haben eine Regierung, die uns mehr oder weniger Religionsfreiheit garantiert", sagte der italienische Bischof, der Anfang der 1990er Jahre selbst unter al-Gaddafi inhaftiert war. In Libyen leben Kirchenangaben zufolge 75.000 Katholiken.



Auch in den vergangenen Jahren habe es "nicht das geringste Zeichen von Konflikt" zwischen Muslimen und Christen gegeben. Einzige Ausnahme seien Ausschreitungen vor fünf Jahren in Bengasi gewesen, die sich allerdings eher gegen Italien gerichtet hätten, sagte Martinelli.



Auslöser der Gewalttätigkeiten war eine Provokation des italienischen Lega-Nord-Politikers Roberto Calderoli, der in Italien ein T-Shirt mit Karikaturen des Propheten Mohammed zur Schau trug.

Darauf kam es zu gewaltsamen Unruhen in Bengasi, in deren Verlauf elf Menschen starben.