Bischof zu den Unruhen in Libyen

"Keine Gefahr für Christen"

Auch einem Tag nach den blutigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Staatsmacht werden in Libyen neue Proteste erwartet. Trotz der Unruhen in Libyen sieht der katholische Bischof von Tripolis, Giovanni Innocenzo Martinelli, keine Gefahr für die christliche Minderheit im Land.

 (DR)

Weder habe es Kundgebungen gegen Christen noch im Umfeld von kirchlichen Einrichtungen gegeben, sagte Martinelli am Donnerstagabend (17.02.2011) auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur. Laut Medienberichten kamen bei Zusammenstößen zwischen Regimegegnern und Sicherheitskräften in Bengasi und anderen Städten des nordafrikanischen Landes mehrere Menschen ums Leben.



"Es ist alles unter Kontrolle, nichts, was uns beunruhigt", berichtete Martinelli telefonisch von seinem Dienstsitz in Tripolis. Er rechne damit, dass sich die Lage in wenigen Tagen beruhige, nachdem die Regierung von Staatschef Muammar al-Gaddafi mit Preisminderungen für Grundnahrungsmittel ein Entgegenkommen für die ärmeren Bevölkerungsschichten gezeigt habe.



Regierung, die mehr oder weniger Religionsfreiheit garantiert

Martinelli wies zugleich eine Gefahr antichristlicher Übergriffe zurück. "Wir haben eine Regierung, die uns mehr oder weniger Religionsfreiheit garantiert", sagte der italienische Bischof, der Anfang der 1990er Jahre selbst unter al-Gaddafi inhaftiert war. In Libyen leben Kirchenangaben zufolge 75.000 Katholiken.



Auch in den vergangenen Jahren habe es "nicht das geringste Zeichen von Konflikt" zwischen Muslimen und Christen gegeben. Einzige Ausnahme seien Ausschreitungen vor fünf Jahren in Bengasi gewesen, die sich allerdings eher gegen Italien gerichtet hätten, sagte Martinelli.



Aktivisten verbreiteten im Internet einen Aufruf für Demonstrationen gegen Staatschef Muammar al-Gaddafi, die nach dem Freitagsgebet beginnen sollten. Nach Angaben aus Oppositionskreisen waren gestern landesweit etwa 45 Menschen von den Sicherheitskräften getötet worden. Wie in Tunesien und Ägypten richten sich in Libyen die Proteste gegen das Regime. Muammar al-Gaddafi ist seit 1969 Staatschef im Land.